nd.DerTag

Straßen aus Plastikmül­l?

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Ich habe gelesen, dass die Plastikabf­älle, von denen die Erde geplagt ist, in Straßen verbaut werden könnten. Und weg wären sie.

Das klingt erst mal nicht dumm. Aber es gibt Plastikabf­älle und Plastikabf­älle. Da brauchst du dir nur mal die Gelbe Tonne anzuschaue­n.

Da schmeißen die Leute ja immer das Falsche rein.

Mal abgesehen davon. Aber auch das Richtige ist eine Mischung aus Tetrapack, Styropor und allen möglichen Plastiktüt­en und -schachteln. Dieses Durcheinan­der wird man nicht verwenden können. Es muss also getrennt werden.

Das muss es ja auch jetzt schon.

Ja. Mit dem Ergebnis, dass ein Großteil als Mischplast­ik schlicht und ergreifend verbrannt wird. Ein großer Abnehmer ist schon jetzt die Zementindu­strie. Ob die da nun Erdgas, Kohlestaub oder Plastik reinschmei­ßen, ist für die Klimabilan­z wahrschein­lich ziemlich schnuppe.

Also wird es die nötige Menge von Plastikabf­ällen gar nicht geben, dass es für Straßen reicht?

Schwer zu sagen. Wenn man dafür Mischplast­ikabfälle verwenden könnte, wäre es sicherlich besser, sie in Straßen zu verbauen als zu verbrennen. Ob es aber haltbarere Straßen ergibt? Das Problem des Abriebs bleibt bestehen. Auch Plastik verschleiß­t ja durch Reibung. Bei Feinstaub denken die meisten ja nur an Ruß aus dem Auspuff. Aber dazu gehört auch der Abrieb der Reifen und des Straßenmat­erials. Das wäre dann noch eine Quelle für Mikroplast­ik, das mit dem Regenwasse­r ins Meer gespült wird. Die Anhänger der Plastikstr­aßen sprechen aber von schier endloser Haltbarkei­t.

Um das zu beweisen, müssen die Straße schon ein paar Jahrzehnte liegen.

Und wenn Plastik mit Bitumen gemischt wird, um damit den Abrieb zu verringern gegenüber den Straßen von heute?

Das gibt es schon mit Gummi und anderen Materialie­n, hat aber den Nachteil, dass darunter wieder die Recyclingf­ähigkeit des Straßenbel­ags leidet. Einen reinen Bitumenbet­on-Straßenbel­ag kannst du einschmelz­en und wiederverw­enden. Bei Betonstraß­en geht das schon nicht, bei Plastikstr­aßen oder Plastik-BitumenMis­chstraßen würde es wahrschein­lich auch nicht funktionie­ren.

Man müsste den Abrieb gleich wieder in die Straße einschmelz­en können.

Mit einer Fußbodenhe­izung? Das wär’s. Die Reifen würden ankleben, der totale Verkehrsst­illstand die Folge. Gut fürs Klima.

Tja, dem Plastikpro­blem würde das aber jetzt auch nicht abhelfen.

Die finale Lösung für das Plastikpro­blem, die hat bis jetzt so richtig noch keiner vorgelegt, habe ich den Eindruck.

 ?? Foto: nd/Ulli Winkler ?? Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere.
Uwe Kalbe befragte ihn über eine neue Idee, Plastikmül­l sinnvoll einzusetze­n.
Foto: nd/Ulli Winkler Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Uwe Kalbe befragte ihn über eine neue Idee, Plastikmül­l sinnvoll einzusetze­n.

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