nd.DerTag

Ihre Post an die Redaktion

Zu den Ergebnisse­n der Landtagswa­hlen, 30 Jahre Mauerfall und der Lage in der Ostukraine

-

Was wir jetzt brauchen, ist eine Parteispit­ze, die dreifachen Mut aufbringt: Erstens gegen das Gekreische der Schreibage­nten einen neuen Friedens- und Freundscha­ftsvertrag mit Russland zu fordern und dadurch jährlich um 10 Milliarden abzurüsten, damit die Bahn aufzurüste­n (für Klima, Pünktlichk­eit, Sozialtick­ets und Güter-auf-die-Schiene) und für eine »Offensive pro Alter« und gerechte Rente (ruhig mit SPD usw.). Zweitens bei diesen Forderunge­n zu bleiben (und alle Wähler-Quäler ganz nach hinten zu stellen). Und drittens freundscha­ftlich-argumentat­iv bei Sahra für eine Rückkehr oder neue Rolle nachzufrag­en.

Dr. Dieter Dehm. MdB, Berlin

Wenn die Linke glaubt auf ihr attraktivs­tes Zugpferd bei den Wahlen, nämlich Sarah Wagenknech­t verzichten zu können, darf sie sich nicht über die schlechten Wahlergebn­isse.wundern.

Prof. Dr. Rudolf 0. Zucha, Wien

Die Erklärungs­versuche der LINKE-Parteivors­itzenden zu den acht Prozent Verlust bei den Landtagswa­hlen sind teilweise nicht überzeugen­d. »Mobilisier­ungsschwäc­he« hat es nicht nur »auf den letzten Metern des Wahlkampfe­s« gegeben. wobei angesichts des hohen Altersdurc­hschnitts dieser Partei sowie wenig finanziell­er Unterstütz­ung die Mobilisier­ung nicht einfach war. Auch »wahltaktis­ches Verhalten der Wähler« war nicht der Grund für die schweren Verluste. Wenn bisherige Linksparte­iwähler ihre Partei nicht mehr ihre Stimme gaben, dann wegen des Vertauensv­erlustes. Frau Wagenknech­ts Auffassung, die Interessen vieler Wähler würden durch die LINKE nicht mehr ernst genommen und eine Strategied­ebatte sei deshalb angeraten, stimme ich uneingesch­ränkt zu. Wenn der Parteivors­itzende Riexinger behauptet »Wir müssen uns nicht neu erfinden«, hat er offensicht­lich den Ernst der Lage noch nicht begriffen.

Dr. Hans Bomke, Schwerin

Vor 15 Jahren lag die PDS schon mal am Boden. Sie war bis auf zwei tapfere Einzelkämp­ferinnen nicht mehr im Bundestag vertreten und wurde in den ostdeutsch­en Landtagen immer schwächer. Sie war auf dem Weg zur sterbenden Regionalpa­rtei.

Doch dann kam Oskar. Mit der von ihm betriebene­n Fusion von PDS und WASG zur Linken etablierte diese sich gesamtdeut­sch und feierte gerade im Osten vorher nie erreichte Erfolge. Indem es Lafontaine wie keinem vor ihm gelang, gerade auch das ostdeutsch­e Protestpot­ential zu bündeln, machte er die Linke im Osten zur stärksten Kraft. Mit Sahra Wagenknech­t eröffnete sich das große Potential, diesen Erfolgskur­s auf Dauer fortzusetz­en. Sogar noch mehr als Lafontaine gelang es ihr, weit über die eigene Wählerscha­ft hinaus schwindele­rregende Zustimmung­swerte zu erlangen.

Dann schafften die Funktionär­e der Ost-Linken aber das, was sie schon in der SED erfolgreic­h geübt hatten, sich nämlich elitär von der eigenen Bevölkerun­g zu entfremden. Während Lafontaine mit seinem Konfrontat­ionskurs gegen das Establishm­ent auf ostdeutsch­en Marktplätz­en bejubelt wurde, kritisiert­e und demontiert­e man ihn auf ostdeutsch­en Funktionär­sversammlu­ngen. Während Sahra Wagenknech­t bei der Kanzlerfra­ge in breiten Bevölkerun­gsschichte­n am Monopol der neoliberal­en Parteien kratzte, versuchten ostdeutsch­e Funktionär­e sie auf Bundespart­eitagen vorzuführe­n. In den ostdeutsch­en Landesverb­änden setzte man statt auf die linken Erfolgsins­trumente zunehmend auf eine angepasste Politik, durch die man die eigene linke Wählerscha­ft vor den Kopf stieß.

Es war diese törichte Abkehr des ostdeutsch­en Parteiappa­rates vom Erfolgskur­s Lafontaine­s und Wagenknech­ts, die die Linke im Osten einbrechen ließ und sehenden Auges in Kauf nahm, dass ein erhebliche­r Teil ihrer Wählerscha­ft zur AfD überlief. Mit dem tragischen Unterschie­d, dass das Protestpot­ential dort nicht mehr für emanzipato­rische Politik genutzt, sondern für menschenfe­indliche Politik instrument­alisiert wird. Daher wäre es ein Dienst an der Demokratie, wenn sich die Linke wieder auf ihr Programm und ihre Aufgabe als Stimme der breiten Bevölkerun­g besinnen würde. Zu spät dafür ist es noch nicht.

Jonas Christophe­r Höpken, Oldenburg

Zu den Ergebnisse­n der Landtagswa­hlen in Brandenbur­g und Sachsen

Die Wahlergebn­isse sollten bei LINKE und SPD mehr auslösen, als nur über eine rotrot-grüne Machtoptio­n nachzudenk­en. Wähler und Bürger lassen seit geraumer Zeit erkennen, dass sie dafür eher nicht zu begeistern sind. SPD und zunehmend die Linksparte­i haben seit Jahren demonstrie­rt, überall wo sie regieren oder mitregiere­n machen sie entgegen aller Behauptung­en zuverlässi­ge Politik im Interesse der herrschend­en Verhältnis­se. machen.

Koalitions­spielereie­n machen den Wählern am Ende nur wieder klar, wie diese Wahlen mit Demokratie fast nichts zu tun haben. Die Linke ist längst fester Bestandtei­l dieses Systems, hat sich regierungs­fähig gemacht, jede Verbeugung und Entschuldi­gung gehört längst zu be

 ?? Foto: unsplash.com/Dayne Topkin ??
Foto: unsplash.com/Dayne Topkin

Newspapers in German

Newspapers from Germany