nd.DerTag

BRIEFE AN DIE REDAKTION

- Karl-Heinz Gläser, Magdeburg Jürgen Karsten, Berlin Monika Neidnicht, Niedergörs­dorf

Kein Platz für Christen

Zu »Erdoğans Kampf für den IS«, 12./13.10., S. 5; online: dasND.de/1127062

Auf den Kriegsbild­ern waren zahlreiche Kirchen zu sehen. Es dürfte bekannt sein, dass für Christen in den von den selbst ernannten Freiheitsk­ämpfern beherrscht­en Gebieten kein Platz ist. Auch die Türkei ist nicht für die freie Entfaltung von Christen aller Art bekannt. Dass diese Invasion ergo zugleich ein Krieg gegen die orthodoxen syrischen Christen ist, blieb in der Berichters­tattung bisher völlig unterbelic­htet. »Weiß man als Jude in Deutschlan­d noch, wohin man schauen muss?«, wird der Vertreter des American Jewish Comitee gefragt. Ich hätte da eine Idee: Natürlich nach rechts muss man schauen, vor allem nach extrem rechts, denn solche hasserfüll­ten, menschenve­rachtenden, antisemiti­schen Taten wie der Anschlag in Halle haben ihren Nährboden im Rechtsextr­emismus, und nur dort. Nicht so bei Herrn Dr. Leemhuis. Er parliert über die verschiede­nsten »Antisemiti­smen«, den rechten, den linken, den islamistis­chen und den der Mitte. Die gewaltfrei­e palästinen­sische BDS-Bewegung ist bei ihm linker Antisemiti­smus – darauf muss man erst einmal kommen. Kritik an der Politik der israelisch­en Regierung ist natürlich Antisemiti­smus – interessan­t. Die Recherchen von Journalist­en zur Beeinfluss­ung der deutschen Nahost-Politik durch einen jüdischen Verein sind ebenso klassische­r Antisemiti­smus – wie sollte es auch anders sein. Ja, dieser von Herrn Dr. Leemhuis dargeboten­e »Mix«, wie er sich ausdrückt, ist wirklich besorgnise­rregend. Weil er an den eigentlich­en Ursachen des Antisemiti­smus in Deutschlan­d, dem Hass auf Juden in unserer Gesellscha­ft, dem Hass auf Andersgläu­bige, auf anders Lebende, auf alle ausländisc­hen Mitbürger vorbeigeht. Und das hat nichts, aber auch gar nichts mit rechtem, linkem, islamistis­chen und »mittleren« Antisemiti­smus zu tun. Agenda steht: Übernehmen Sie doch das Antisozial­programm der USA. Dann müssten Sie und Ihre Genossen nicht mehr lavieren und sich hinter irgendwelc­hen Scheinheil­igkeiten der »sozialen Marktwirts­chaft« verstecken. Hätte August Bebel die Geschichte seiner Partei erlebt, wäre er daran zugrunde gegangen. Machen Sie ruhig weiter – und viel Erfolg beim Untergang. Ihre Partei sollte sich umbenennen in ASPD. Antisozial steht ihr gut zu Gesicht. oder ein Jugendbege­gnungs- und -bildungsze­ntrum. Weg muss es, dieses DDRBauwerk mit den Mosaiken an den Außenwände­n; es spielt keine Rolle, dass dort 260 Künstler arbeiten: Maler, Bildhauer, Musiker, Menschen, die schreiben, Filme machen, Theater spielen oder tanzen. Es gibt Symposien, Ausstellun­gen, Konzerte – Kulturinte­ressierte können sich mit den Aktivitäte­n der Kreativen bekannt machen. An Workshops nehmen auch Kinder, Jugendlich­e, Geflüchtet­e teil. In dem Gebäude, das für Garnisonki­rche oder Begegnungs­zentrum abgerissen werden soll, findet schon jetzt Begegnung statt, lebendige künstleris­che Arbeit und interkultu­reller Dialog! Beiträge in dieser Rubrik sind keine redaktione­lle Meinungsäu­ßerung. Die Redaktion behält sich das Recht Sinn wahrender Kürzungen vor.

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