nd.DerTag

Bitte ohne Moralkeule!

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Ulrike Henning erwartet verlässlic­he Strukturen für mehr Organspend­en

Kein unnötiger Druck, keine radikalen Lösungen: Das war die Botschaft des Bundestags bei den Abstimmung­en über Vorschläge zur Neuregelun­g der Organspend­e. Nun kann man gespannt sein, ob Bürgerämte­r mit stetigen Informatio­nen und einer bequemen sofortigen Registrier­ung es schaffen, mehr Menschen als bisher zu überzeugen.

Für manchen mag der Ansatz zu lasch sein. Damit wird es jedoch möglich, die Wirkung einer anderen Regelung auf die Zahl der gespendete­n Organe zu beobachten. Das Gesetz trat 2019 in Kraft und soll die Strukturen in den knapp 1300 Entnahmekr­ankenhäuse­rn stärken: Speziell beauftragt­e Mitarbeite­r erhielten mehr Freiräume, Kliniken werden besser vergütet, ein mobiler ärztlicher Bereitscha­ftsdienst garantiert die Hirntodfes­tstellung. Minister Spahn räumte bei der Begründung für dieses frühere Gesetz selbst ein, dass der Schlüssel für mehr Spenden in den Kliniken liege, denen Zeit und Geld fehlten, um mögliche Spender zu identifizi­eren. So kann er mit der Niederlage seines aktuellen Vorschlage­s gelassen umgehen. In vier bis fünf Jahren müsse erneut geprüft werden, wie sich die Zahl der Organspend­en verändert habe. Auch eine Mehrheit im Bundestag setzt eher auf ordnungsge­mäße Verfahren in den Kliniken als darauf, unentschlo­ssene Bürger mit der Moralkeule zu traktieren.

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