Polizist nach Todescrash angeklagt
Nach dem tödlichen Zusammenstoß mit einem Funkstreifenwagen vor knapp zwei Jahren ist ein Berliner Polizist nun angeklagt worden. Der Beschuldigte soll betrunken gewesen sein.
Dem 52-jährigen Polizisten werden fahrlässige Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs durch Alkohol am Steuer vorgeworfen. Das teilte die Anklagebehörde am Donnerstag mit. Der Wagen einer 21-Jährigen war am 29. Januar 2018 beim Einparken von dem Polizeiauto mit Blaulicht und Einsatzhorn nahe dem Alexanderplatz gerammt worden. Die junge Frau starb noch an der Unfallstelle. Laut Staatsanwaltschaft fuhr der Angeschuldigte unter Alkoholeinfluss. Hinter einer Tunnelausfahrt soll er das Fahrzeug der 21-Jährigen zu spät bemerkt und dann getroffen haben. Bei der Kollision sei noch eine Geschwindigkeit von 93 Stundenkilometern festgestellt worden.
Der Fall hatte öffentlich große Wellen geschlagen. Erst Monate nach Beginn der Ermittlungen wurde bekannt, dass eine im Krankenhaus genommene Blutprobe des Fahrers Alkohol enthielt. Es kam der Verdacht auf, dies habe vertuscht werden sollen. Die Polizei hatte direkt nach dem Unfall keinen Alkoholtest gemacht. Im Herbst 2018 wurden die Ermittlungen dann erweitert; zunächst war nur wegen fahrlässiger Tötung ermittelt worden.
Auch der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses beschäftigte sich mit dem Fall, nachdem Parlamentarier mehr Aufklärung und Transparenz gefordert hatten. Der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux betonte, es dürfe nicht der Anschein erweckt werden, gegen Polizisten als Tatverdächtige werde nachlässig ermittelt und erst nach anonymen Hinweisen würden die erforderlichen Schritte eingeleitet. Staatsanwaltschaft und Polizei wiesen hingegen Vorwürfe zurück, nicht intensiv genug ermittelt zu haben.
Der Hauptkommissar – nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren bei der Polizei – war im Juli des Vorjahres wegen illegalen Besitzes von zwei Schlagringen zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen zu je 85 Euro verurteilt worden. In dem Prozess gab der Beamte im höheren Dienst an, er sei in psychiatrischer Behandlung. Er darf laut Polizei seit Monaten nicht zum Dienst kommen.