Siegesfeier trotz Coronavirus
Moskau. In der Coronakrise rücken Russland und ein westeuropäischer Staat enger zusammen. Präsident Wladimir Putin hatte entschieden, Italien unter anderem Ärzte, technische Ausrüstung und Desinfektionsmittel zu schicken. Am Dienstag teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Tass mit, dass drei weitere Flugzeuge des Typs Iljuschin Il-76 mit entsprechender Ladung in der Nähe von Rom gelandet seien. Damit sind 14 Maschinen mit medizinischer Ausrüstung in das von der Pandemie besonders betroffene Land verlegt worden.
Nach Angaben von Regierungssprecher Dmitri Peskow erwartet Russland keine Gegenleistung mit Blick auf die angespannten Beziehungen zum Westen. Es gehe hier nicht um die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts. Allerdings verdiene die Idee, die Strafmaßnahmen angesichts der Coronakrise zu beenden, Beachtung. Solche Restriktionen würden die ohnehin schwierige Lage – auch nach dem Preiscrash auf den Ölmärkten – nur weiter verschärfen, sagte Peskow der Agentur Interfax zufolge am Montag.
Russland hatte sich wegen der Pandemie vergleichsweise früh abgeschottet. Am Montag waren offiziell 438 Infektionen bekannt. Am stärksten betroffen ist die Hauptstadt Moskau. Die größte Stadt Europas hatte etwa
Schulen, Theater und Sporteinrichtungen geschlossen. Die Stadt ordnete zudem eine häusliche Isolation für alle Menschen über 65 Jahre an.
Nach offiziellen Angaben hat Russland bis zum 21. März mehr als 163 000 Tests auf das Coronavirus durchgeführt. Der kommunistische Duma-Abgeordnete Alexej Kurinnyj sagte nach einem Bericht auf tagesschau.de: »Bisher untersucht man nur drei Gruppen auf das Coronavirus. Jene, die eine ambulant erworbene Lungenentzündung haben, jene, die aus Staaten mit einer hohen Infektionsrate ankommen und die, die unmittelbar Kontakt mit Corona-Infizierten hatten.« Wer mit Symptomen wie Husten in eine Klinik komme, werde dagegen nicht konsequent getestet, kritisierte Kurinnyj. Er fordert flächendeckende Tests. Moskaus Bürgermeister Sergei Semjonowitsch Sobjanin kündigte derweil an, weitere Labore sollen jetzt effizienter und schneller Tests vornehmen können.
Ungeachtet der sich weiter verschärfenden CoronaPandemie laufen die Vorbereitungen für die Feiern zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über den Faschismus in Moskau. Am Dienstag seien 30 gepanzerte Fahrzeuge aus Nischni Tagil am Ural per Bahn in die Hauptstadt gebracht worden, teilte das russische Verteidigungsministerium laut Interfax mit.