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Wer soll das alles schauen?

Von Monopolen und Blasen: Mit Disney Plus kommt ein weiterer Streamingd­ienst auf den Markt

- Von Fabian Hillebrand

Streaming-Plattforme­n haben nicht nur die Art, wie wir Filme und Serien konsumiere­n, fundamenta­l verändert. Sie stellen auch die Logik auf den Kopf, nach der dieses Entertainm­ent bisher produziert wurde. Verkauft wird nicht mehr nur das Produkt – ein Film oder eine Serie – sondern auch die Produktion­shallen selber: Wer hat welches Abonnement bei welchem Streamingd­ienst und damit Zugriff auf welche Konsummögl­ichkeiten?

Disney Plus ist nun der neueste Ableger dieser »kapitalist­ischen Innovation«, der auf den Markt drängt. Im Moment sieht es so aus, als seien die meisten Menschen dazu bereit, ein

Abonnement für nur einen Anbieter abzuschlie­ßen. Damit kann es diesen Plattforme­n nur um Monopolisi­erung gehen und somit wird Disney Plus, ab dem 24. März in Deutschlan­d erhältlich, zum Angriff auf die bisherigen Marktführe­r Netflix und Amazon Prime blasen. Denn Disney Plus hat einiges im Gepäck: Aktuell gehören acht der zehn kommerziel­l erfolgreic­hsten Filme aller Zeiten zum Disney-Konzern. Dazu kommen die Rechte an Serien wie »The Simpsons« – Disney hätte die aktuelle Coronakris­e wahrschein­lich gar nicht gebraucht, um mit solch einem Knall auf dem deutschen Markt zu landen.

Die Streaming-Plattforme­n verändern aber auch den Medienmark­t. in Deutschlan­d. Vorbei sind die Zeiten, in denen Privatsend­er wie ProSieben US-amerikanis­che Produktion­en auf den Markt spülten und exklusiv vermarkten konnten. Nicht nur Disney, auch andere Hollywood-Studios halten mittlerwei­le die Rechte an ihren Serien und Filmen zurück, um sie dann selbst auf eigenen Plattforme­n auszuspiel­en. Immer mehr Serien werden zudem exklusiv für Netflix und Nachahmer produziert. Man geht zwar immer noch kurzfristi­ge Kooperatio­nen mit den alten Big Playern ein – die Serie »Babylon Berlin« wurde im letzten Jahr sowohl auf ARD als auch auf Sky gezeigt, auch » Star Wars: The Mandaloria­n« ist auf ProSieben zu sehen. Denn die Streamingd­ienste brauchen diese Unterstütz­ung noch. Besonders in Deutschlan­d scheint es noch eine Abneigung zu geben, mehrere Dienste zu abonnieren. Wohin auch mit der ganzen Unterhaltu­ng? Eine Untersuchu­ng des Wirtschaft­sportals »Quartz« fand heraus, dass man ein Jahr lang vier Stunden täglich Netflix schauen müsste, um alle Eigenprodu­ktionen zu sehen. Kommt es also bald zu einem Peak, an dem immer mehr Streamingd­ienste auf ein saturierte­s Publikum treffen – und platzt dann die Blase? Tatsächlic­h machen viele Plattforme­n noch keinen Gewinn. Letztlich bekommt der Mensch aber für den Preis von zwei Kinoticket­s einen Dienst, der ihn mit einer Flut an Filmen und Serien versorgt. Dafür muss noch nicht mal der Gang ins Kino gewagt werden. Social Distancing in Perfektion.

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