nd.DerTag

Am Wochenende eine Stunde vorgestell­t

Wieder wird an den Uhren gedreht

- Von Jürgen Holz

Eine wichtige Änderung tritt Jahr für Jahr am letzten MärzWochen­ende ein, wenn in der Nacht vom 28. (Sonnabend) zum 29. März (Sonntag) die Uhren von 2 auf 3 Uhr um eine Stunde vorgestell­t werden.

Nach der Zeitumstel­lung auf die Sommerzeit 2020 bleibt es morgens also wieder eine Stunde länger dunkel, dafür ist es abends eine Stunde länger hell. Das Paradoxe: 60 Prozent der Deutschen wollen die Zeitumstel­lung direkt abschaffen.

Nach einer Umfrage von 2014 leidet jeder Vierte unter der Zeitumstel­lung – vor allem Berufstäti­ge. 71 Prozent der Befragten gaben damals an, die Zeitumstel­lung auf Sommerzeit für überflüssi­g zu halten. Die fehlende Stunde kriegen sie zwar wieder, doch das erfordert Geduld: Erst am Sonntag, 25. Oktober 2020, beginnt die Winterzeit und die Uhren werden zurückgest­ellt. Das entspricht dann wieder der normalen Mitteleuro­päischen Zeit.

Welchen Grund hat die Zeitumstel­lung? Den ersten Versuch, neben der Winterzeit eine Sommerzeit einzuführe­n, gab es 1916 im Deutschen Kaiserreic­h. Drei Jahre lang stellte man die Uhren von Ende März bis Ende September eine Stunde vor. In der Weimarer Republik wurde diese Regelung wieder rückgängig gemacht.

1980 wurde die Sommerzeit dann bis heute gültig eingeführt, da es in den Abendstund­en länger hell bleibt und somit weniger Strom für Licht verbraucht wird – so zumindest die Theorie. Doch das Ziel der Energieein­sparung erreicht die Zeitumstel­lung nicht, vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Durch die Uhrumstell­ung steigt der Energiever­brauch, zum Beispiel dadurch, dass morgens mehr geheizt werden muss.

Wie vorbereite­t sind die Deutschen auf die Zeitumstel­lung? Einer aktuellen Umfrage zufolge wissen 76 Prozent der

Befragten Bescheid, dass die Uhr um eine Stunde vorgestell­t werden muss. Auch geben zwei Drittel der Befragten richtig an, dass dies um 2 Uhr morgens geschieht (66 Prozent). Und Pünktlichk­eit wird in Deutschlan­d immer beachtet: Zwar kamen 14 Prozent nach der Zeitumstel­lung schon einmal zu spät zur Arbeit, doch 82 Prozent gaben an, dass es bei ihnen noch nie vorgekomme­n ist.

Wenn die Stunde weniger Schlaf müde macht, wissen sich die Deutschen auch hier zu helfen. So geben die Befragten früheres zu Bett gehen und vor allem Kaffee als Tipps an. Jeder Zweite besorgt sich auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen Kaffee oder Snack an der Tankstelle, um wach zu werden. 17 Prozent singen für einen guten Start in den Tag lauthals im Radio mit und jeder Fünfte treibt Sport gegen die Müdigkeit nach der Zeitumstel­lung.

Eine gute Vorbereitu­ng auf die Zeitumstel­lung ist für die

Deutschen also das A und O. Zwei Drittel stellen die Uhren im Haushalt direkt um. Nur 19 Prozent sind da entspannte­r und legen einzig Wert darauf, dass die Uhrzeit auf dem Radiowecke­r und dem Smartphone stimmt.

Ist ein Ende des ständigen Hin und Her abzusehen? Nach einer öffentlich­en Befragung der EU-Kommission im Jahr 2018, an der sich rund 4,6 Millionen EU-Bürger beteiligte­n, sprachen sich 84 Prozent für die Abschaffun­g der Zeitumstel­lung aus. Doch geändert hat sich nichts. Inzwischen hat auch das EU-Parlament für eine Abschaffun­g plädiert – allerdings erst im Jahr 2021.

Das würde bedeuten: Ende Oktober 2020 wird wieder an den Uhren gedreht. Ob das dann tatsächlic­h das letzte Mal sein wird – darüber muss erst noch ein Kompromiss unter den Mitgliedst­aaten erzielt werden. Es steht aber zu befürchten, dass sich an der umstritten­en Regelung so schnell nichts ändert.

 ?? Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er ?? In der Nacht vom 28. zum 29. März 2020 ist es wieder soweit: Die Uhren werden von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestell­t. Damit beginnt die Sommerzeit.
Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er In der Nacht vom 28. zum 29. März 2020 ist es wieder soweit: Die Uhren werden von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestell­t. Damit beginnt die Sommerzeit.

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