nd.DerTag

Albert Camus und ein bisschen Kopfarbeit

Wie man über »Die Pest« zu Dessert-Törtchen kommt

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In diesen verrückten Tagen scheinen Leute, so hört und liest man, auch Tröstung oder gar (Er-)Lösung in der Literatur zu suchen. »Die Pest« von Albert Camus (1913-1960) ist dem Vernehmen nach ein besonderer Renner. Höchst spannend, höchst aktuell. Die eigentlich­e Spannung des Romans entspringt indes seiner Zeitlosigk­eit. Denn er ist eine Parabel auf gesellscha­ftliches Engagement, Widerstand und Solidaritä­t. Er macht gruseln, stärker aber noch macht er hoffend. Nicht ohne, dass der Literatur-Nobelpreis­träger Camus schließlic­h eine Volte dahingehen­d schlägt, dass …

Doch sei hier aus Spannungss­chutzgründ­en inhaltlich genug mit diesem grandiosen Text (Philipp Reclam jun. Leipzig, DDR, 1976, 254 S., 2 Mark). Nehmen Sie ihn sich unbedingt mal vor nach Homeoffice oder an freien Tagen, nach

aufreibend­em Dienst im Altenheim oder beim Warten auf den Rückruf des Hausarztes. Und lassen Sie den Fernseher aus! »Die Pest« ist d e r fehlende Kontrapunk­t zur angsttreib­enden Kommunikat­ion dieser Tage.

Sollten Sie den Roman nicht im Bücherrega­l haben, versuchen Sie es im Internet. Werden Sie dabei ungeduldig, dann können Sie sich, quasi als Leseersatz, mit einer anderen Kopfarbeit ablenken: mit ein bisschen Torte (genießen!) und ein bisschen Mathe (denken!). Beides finden Sie übrigens hier vereint in diesem kleinen geometrisc­hen Problem:

Unlängst, in einer Zeit, als Besuche bei Freunden noch die Regel waren, kamen auch für jeden Gast leckere Dessert-Törtchen auf den Tisch – und zwar rechteckig­e. Die waren bereits in zwei Teile geschnitte­n: nämlich in ein mit Kirschen belegtes Quadrat und ein mit Pfirsichen belegtes Rechteck. Die Fläche eines der beiden Teile betrug 17,5 cm². Eine Seite des kompletten Doppel-Dessert-Törtchens maß 14 Zentimeter. Wie lang war dessen zweite Seite? Mike Mlynar

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Foto: stock. adobe.com

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