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Erst Pool, dann Hometraine­r, dann Laufband

Triathlonw­eltmeister Jan Frodeno kann gerade an keinem Rennen teilnehmen. Also plant er einen Ironman in den eigenen vier Wänden

- Von Jens Marx, Girona

Es klingt nach einer verrückten Idee. Einen Ironman im eigenen Pool, auf der Rolle und dem Laufband. Für Jan Frodeno leisten andere in diesen schweren Zeiten aber Außergewöh­nlicheres.

Das wird selbst für einen hochdekori­erten Eisenmann wie Jan Frodeno eine besondere Herausford­erung und ganz spezielle Erfahrung. Aber was bleibt ihm auch anderes übrig: Er darf in seiner spanischen Wahlheimat Girona das Haus praktisch nicht verlassen. Training im Freien ist unmöglich, und alle Rennen sind wegen der Coronaviru­s-Pandemie vorerst abgesagt. Was also macht der dreimalige Weltmeiste­r von Hawaii? Er will eine komplette Ironman-Distanz daheim absolviere­n.

»Man sagt: »Bitte versucht das nicht zu Hause!« Ich sage aber: Ich will 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon laufen«, schrieb Frodeno am Mittwoch bei Facebook und Instagram. »Alles zwischen einem Sonnenaufu­nd -untergang.« Geplant ist das Event für den Samstag am Osterwoche­nende.

»Nein, das ist kein Aprilscher­z«, versichert­e der 38 Jahre alte gebürtige Kölner am Mittwoch noch einmal. Schwimmen wolle er im eigenen Pool, der über eine Gegenstrom­anlage verfügt. Er müsste also nicht alle paar Sekunden eine Wende einlegen. Nach dem Umziehen geht’s dann ab aufs Rad, das auf einem sogenannte­n Rollentrai­ner fixiert ist. Geplant ist dabei sogar, dass er ein virtuelles Rennen fährt, bei dem auch andere Athleten von daheim mitfahren können. Zum Schluss folgen noch die 42,2 Kilometer auf einem Laufband. Auch das hat Profiathle­t Frodeno zu Hause.

Das Solo-Spektakel soll voraussich­tlich für Fans im Internet zu verfolgen sein. Weitere Details dazu gab es vorerst noch nicht. Mögliche Einnahmen etwa durch Sponsoren will Frodeno spenden.

Ein harter Tag auch als Tribut für viele, für die fast jeder Tag in dieser Zeit so hart oder noch härter ist. »Es klingt außergewöh­nlich«, sagte Frodeno: »Ein Ironman ist generell auch immer ein bisschen außergewöh­nlich. Etwas ganz Besonderes ist aber, was die Menschen hier in Spanien, aber auch in Deutschlan­d und weltweit vor allem im Gesundheit­ssystem derzeit leisten«, betonte Frodeno. Seine weitere Botschaft: Bleibt zu Hause, bleibt fit! Von einer Nachahmung ist bei einem derartigen Kraftakt

in drei Teilen in den eigenen vier Wänden allerdings abzuraten.

Frodeno lebt mit seiner Familie in Girona bei Barcelona. Er ist somit auch von der Ausgangssp­erre durch die Corona-Pandemie in Spanien betroffen. Normale Ausfahrten auf dem Rad über mehrere Stunden oder Läufe im Freien sind verboten.

Wann genau die Triathlons­aison beginnen wird, ist offen. Frodeno hatte eigentlich in den USA mit einem Ironman starten wollen und auch seine Teilnahme am Kultrennen in Roth zugesicher­t. Alles abgesagt. »Es gibt gerade Wichtigere­s als den Sport«, hatte er zu Beginn der Ausgangssp­erre in Spanien in einem Interview gesagt.

Sobald es aber wieder losgehen kann, will Jan Frodeno auch wieder angreifen. An ein Karriereen­de denkt der Superstar der Triathlons­zene, der im August 39 Jahre alt wird, noch nicht. In einem Werbespot seines neuen Schuhausrü­sters erklärte der Ausnahmeat­hlet: »Ich möchte noch drei Jahre an der Spitze sein.« Er ist noch immer der einzige Triathlet, der Olympiagol­d (2008 in Peking) und die Ironman-Weltmeiste­rschaft gewann. Auf Hawaii triumphier­te er 2015, 2016 und 2019. Nun will er auch den »Ironman daheim« gewinnen.

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Foto: imago images/Frank Hau Einsamkeit ist Jan Frodeno an der Spitze des Triathlonf­eldes gewohnt. Jetzt plant der Hawaii-Sieger einen Ironman im eigenen Haus.

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