Christian Klemm über eine mögliche Spaltung der AfD;
Christian Klemm über eine mögliche Spaltung der AfD
Es gab in jüngster Vergangenheit mehrere Versuche, die AfD zu spalten – sie alle sind gescheitert. Der aktuelle Parteivorsitzende Jörg Meuthen hat Ähnliches im Sinn. Ihm ist der nationale »Flügel« um Björn Höcke schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Meuthen schielt auf ein liberal-konservatives Publikum, das sich in jüngster Vergangenheit von Union und FDP abgewandt hat. Doch seine Rechnung dürfte nicht aufgehen. Denn zu lange hat er mit den Halbnazis gemeinsame Sache gemacht. Zu lange hat er Parteitagsbeschlüsse getragen, die eine rassistische Handschrift hatten. Und zu lange hat der Nationalliberale selbst vom Aufstieg der AfD profitiert, um nun glaubhaft vermitteln zu können: Ich habe das so nicht gewollt.
Meuthens Ansage ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schuss ins eigene Knie – und zwar aus einer doppelläufigen Schrotflinte. Erstens nützt sein Vorstoß dem »Flügel« dadurch, dass der sich nun als Bewahrer der Parteieinheit für die »nationale Sache« profitieren kann. Meuthens Gegner dürften also noch mehr Unterstützung bekommen, als sie ohnehin schon haben. Eine zunehmende Radikalisierung wäre die Folge. Und zweitens steht der Parteichef nun als jemand am Pranger, der die Krise der AfD verschärft. Zuletzt hatten sich nämlich die Umfragewerte der Partei auf rund zehn Prozentpunkte verschlechtert.
Es würde an ein Wunder grenzen, wenn Meuthen dieses Manöver überstünde. Sein Abgang dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.