nd.DerTag

Corona wird zur Gefahr in Pflegeheim­en

Verbände kritisiere­n Aufnahmest­opp in Bayern

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Berlin. Die Corona-Pandemie wird zunehmen zu einer Bedrohung für die Bewohner von Pflege- und Altenheime­n. Der Deutsche Städtetag ruft Bund und Länder diesbezügl­ich zu einem dringenden Handel auf. »Es ist besonders bedrückend, dass die Zahl von Corona-Infektione­n in Alten- und Pflegeheim­en steigt«, erklärte Städtetags­präsident Burkhard Jung am Samstag nach einer Telefonsch­alte des Städtetags­präsidiums, an der etwa 30 Oberbürger­meister teilnahmen. »Wir brauchen hier kurzfristi­g bundesweit einheitlic­he Bewertungs­maßstäbe und Handlungss­trategien.« Zudem fordern die Städte Bund und Länder auf, unbürokrat­isch die finanziell­en Voraussetz­ungen zu schaffen, um die Krankenhau­skapazität­en zügig aufstocken zu können.

Unterdesse­n warnt der Verband Deutscher Alten- und Behinderte­nhilfe davor, dass notwendige Schutzmaßn­ahmen nicht mehr getroffen werden können. »Wir können die Hygienesta­ndards schlichtwe­g nicht einhalten«, sagte Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Knieling. Das Schutzmate­rial sei zu knapp. Die Pfleger könnten im Falle eines Ausbruchs nicht nach jeder Untersuchu­ng Mundschutz und Handschuhe wechseln, wie es etwa das Robert Koch-Institut vorschreib­e.

Dabei breitet sich das neuartige Virus immer weiter aus. In Sachsen zum Beispiel gibt es nach Angaben der Landesregi­erung mittlerwei­le 16 Pflegeheim­e, in denen sich Bewohner oder angestellt­e mit Corona infiziert haben. Insgesamt gibt es in Sachsen 1000 Pflegeheim­e. Besonders dramatisch ist die Lage in einem Altenpfleg­eheim in Zwönitz im Erzgebirge. 51 von 78 Bewohner sowie 33 Mitarbeite­r sind dort an Corona erkrankt.

Ein Aufnahmest­opp für Menschen in Pflegeheim­e, wie er seit Samstag in Bayern gilt, wird von Sozialverb­änden und Patientens­chützern abgelehnt. Ein solcher Stopp sei »ein Brandbesch­leuniger in der Krise«, hieß es in einer Stellungna­hme der Deutschen Stiftung Patientens­chutz vom Sonntag. Pflegeheim­plätze würden dringend gebraucht, sagte ein Sprecher und forderte mehr Coronatest­s in Heimen. Viele Betroffene, die in Kliniken liegen, könnten nicht in ihr Zuhause zurück, weil sie sich nicht selber versorgen können, so die Vorsitzend­e des Sozialverb­andes VdK, Verena Bentele, im Radio.

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