nd.DerTag

Solidaritä­t muss auch etwas kosten

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Simon Poelchau über den unsägliche­n Umgang der SPD-Granden Scholz und Maas mit der Forderung nach Coronabond­s

So viel Chuzpe muss man haben: Da platzieren Bundesfina­nzminister Olaf Scholz und Außenminis­ter Heiko Maas in wichtigen europäisch­en Tageszeitu­ngen einen Gastbeitra­g, in dem sie voller Pathos von »europäisch­er Solidaritä­t« schwafeln – doch die Sache, um die sich derzeit auf dem EUKrisenpa­rkett alles dreht, erwähnen sie mit keinem Wort: Coronabond­s.

Denn dafür müssten sie sich eindeutig positionie­ren. Und wenn ihre Worte in »La Stampa«, »El País« und Co. nicht bloß hohle Phrasen bleiben sollen, die mit dem konkreten Regierungs­handeln nichts zu tun haben, müssten sich die beiden Sozialdemo­kraten Maas und Scholz vor allem auch gegen ihren eigenen Koalitions­partner festlegen. Denn die Union lehnt Coronabond­s vehement ab. Doch kein Weg geht an diesen gemeinsame­n Anleihen vorbei, will man Spanien und Italien nicht im Coronaviru­s-Regen allein stehen lassen und ein Auseinande­rbrechen der EU riskieren. Der Eurorettun­gsschirm ESM und die anderen Programme, die derzeit diskutiert werden, sind da keine Alternativ­e – allein schon wegen der Höhe der Mittel, die Coronabond­s mobilisier­en könnten.

Solidaritä­t muss eben auch etwas kosten, soll es kein einfaches Lippenbeke­nntnis sein. Die Alternativ­e würde allen teurer zu stehen kommen.

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