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Stefan Schocher über den Tausendsas­sa Alexander Lukaschenk­o

- Stefan Schocher

Alexander Lukaschenk­o ist ein Tausendsas­sa: Er spielt Eishockey, fährt Ski mit Wladimir Putin, kann schießen, mauern, Erdäpfel ernten. Er kann nach eigenen Worten 3-DDrucker bauen, programmie­ren, und er ist versiert im Umgang mit Viren. Corona? Kein Problem für den belarussis­chen Präsidente­n, der wegen seines autoritäre­n Regierungs­stils oft als »letzter Diktator Europas« bezeichnet wird. Kürzlich unterbreit­ete Lukaschenk­o per Video ein Angebot an Gesundheit­sminister Uladzimir Karanik und die Öffentlich­keit: »Wir werden unsere Pflicht tun. Ich habe es bereits dem Minister gesagt: Uladzimir, sollte es notwendig werden, werden wir dir bei der Behandlung von Patienten helfen. Ich kann jemanden halten, tragen, hochheben. Und du gibst Spritzen und so. Ich habe Hilfe angeboten, aber er sagt: Nicht jetzt. Also ich warte erst einmal.«

Lukaschenk­o regiert sein Land seit 1994. Er sieht sich als starken Führer, der alles weiß und entscheide­t. Er muss imstande sein, praktisch alles mit links zu erledigen. Und sei es ein Virus. Die belarussis­chen Behörden hatten recht früh damit begonnen, etwa öffentlich­e Verkehrsmi­ttel nach jeder Fahrt zu desinfizie­ren. Zugleich wurden Krankenhäu­ser auf Lungenerkr­ankungen vorbereite­t.

Mediziner in Minsk sagen dennoch: »Wir sitzen auf einem Vulkan.« Denn das war es auch schon mit den Maßnahmen. Und Lukaschenk­o hat im Umgang mit der Coronakris­e kuriose Tipps gegeben: In die Sauna sollten die Leute gehen, sich gesund ernähren, etwas Wodka trinken oder Sport treiben. Quarantäne-Maßnahmen? Die würden nichts bringen, behauptete der 65-Jährige. Man könne eine Kuh auch nicht aus der Ferne melken, so seine Begründung. Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens? Fehlanzeig­e. Sportveran­staltungen gab es weiter wie gehabt, und die Parade zum Tag des Sieges am 9. Mai soll im »traditione­llen Format« stattfinde­n, wie es aus dem Verteidigu­ngsministe­rium hieß. Der globale Umgang mit Corona, so sagte Lukaschenk­o, sei nicht mehr als eine »Psychose«.

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Foto: imago images/N. Petrov Alexander Lukaschenk­o

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