Fürs Klima die Schule schwänzen
Malin, Trixie und Einstein kommen einer schmutzigen Sache auf die Spur
Unsere Geschichte beginnt an einem viel zu warmen Tag im Februar. Eigentlich sollte es draußen kalt und schneebedeckt sein. Stattdessen hatten wir milde 20 Grad Celsius und Sonnenschein. »Ganz schön warm heute. Ungewöhnlich warm«, sagte Mama zu mir, als sie uns beiden einen Teller Kartoffelsuppe zum Mittagessen hinstellte. »Stimmt«, antwortete ich. »Ist mir auch schon aufgefallen.« Ich nahm meinen Löffel und rührte gelangweilt in der Suppe herum. »Ist aus ganz frischen Bio-Kartoffeln aus dem Laden«, erklärte mir Mama stolz. Sie hatte vor einem halben Jahr zusammen mit ihrer Freundin Karo einen Bioladen eröffnet. Seitdem gab es bei uns fast nur noch gesundes Essen. Mit ganz viel Gemüse. Was der Rest unserer Familie allerdings noch etwas gewöhnungsbedürftig fand. »Und wie war’s heute in der Schule, Malin?«, fragte sie mich, wie jeden Tag. »Ganz okay«, antwortete ich. »Einstein hat uns in Mathe mal wieder einen Vortrag gehalten. Ich glaube Frau Finke war ziemlich genervt«, erzählte ich lachend. Mama lachte auch und sagte: »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Wenn Einstein mal anfängt, ist er kaum zu bremsen, was?« Ich nickte. sich selbst. Mama hob nur ihre rechte Augenbraue und runzelte die Stirn. Das tut sie immer, wenn sie sich ärgert.
Um vom Thema abzulenken, fragte ich: »Was soll denn stattfinden?« »Der erste globale Klimastreik. Schüler auf der ganzen Welt gehen am 15. März auf die Straße und demonstrieren für mehr Klimaschutz«, antwortete Ida, während sie langsam an einem Löffel Suppe schlürfte. »Ein paar aus unserer Klasse wollen auch hingehen und den Unterricht schwänzen.« Sie machte eine Pause, schaute Mama mit festem Blick an und sagte: »Ich auch.« »Was? Und die Schule? Ihr könnt doch nicht einfach den Unterricht ausfallen lassen«, rief Mama entsetzt. »Und gerade du. Ich erinnere dich an deine letzte 4 in Physik!« Ida verdrehte die Augen. »Das ist ja mal wieder so typisch. Immer verbietest du alles. Dabei ist es diesmal sogar für einen guten Zweck.« »Trotzdem. Einfach die Schule zu schwänzen…« Mama schüttelte den Kopf. »Das finde ich nicht gut.« Interessiert verfolgte ich den Schlagabtausch zwischen den beiden. »Aber Mama«, fing Ida wieder an, »hier geht es um unsere Zukunft. Der Klimawandel ist in vollem Gange. Oder glaubst du, es ist Zufall, dass es gerade so warm ist? Hallo! Wir haben Februar. Eigentlich sollten wir uns jetzt den Hintern abfrieren.« Ida blitzte Mama an wie eine Katze, die sich zum Kampf bereitmacht.
»Da hat Ida recht«, begann ich. »Ich will doch nächstes Wochenende diesen Skikurs machen. Daraus wird wohl nichts, wenn nicht bald mal Schnee fällt.« Mama seufzte. »Das ist ja alles schön und gut. Aber ich weiß nicht, ob es dem Klima hilft, wenn ihr die Schule schwänzt.« Ida holte tief Luft: »Wir wollen aber nicht tatenlos dabei zusehen, wie die Politiker nur schöne Reden schwingen. Und ansonsten alles bleibt, wie es ist.« Jetzt mischte ich mich wieder ein: »Wenn wir die Schule schwänzen, hören uns wenigstens alle zu.« Ida schaute mich dankbar an. »Ach Kinder, das ist alles viel zu komplex. Das hat zum Beispiel auch wirtschaftliche Folgen. Und politische … « »Wenn wir aber irgendwann in unseren Küstenstädten untergehen«, unterbrach Ida Mama, »bringt uns das ganze Geld aus der Wirtschaft auch nichts mehr.« Ida schüttelte den Kopf und sagte enttäuscht: »Gerade dir als Bioladen-Besitzerin sollte es doch auch ums Klima gehen.« »Natürlich, und würde die Demo an einem Wochenende stattfinden, hätte ich auch nichts dagegen. Im Gegenteil, ich finde, es ist eine tolle Idee. Aber ausgerechnet an einem Schultag?« »Ja«, antwortete Ida knapp und löffelte ihre Suppe weiter. Mama sagte auch nichts mehr. Aber die Eiseskälte zwischen den beiden war deutlich zu spüren.
Ich fand Idas Idee toll. Fürs Klima die Schule schwänzen? Einen besseren Grund gibt es ja wohl nicht, oder?! Seit Greta Thunberg in Schweden in den Schulstreik getreten ist, hat sich so viel verändert. Endlich werden auch wir, die Jüngsten in der Gesellschaft, gehört. Während Mama und Ida also schweigend vor sich hin aßen, fasste ich an jenem Tag einen Entschluss: Ich würde beim Klimastreik mitmachen. Und ich wusste auch schon, wen ich fragen würde, ob er mich begleitet.
Das hätte uns zu meiner Schulzeit mal einfallen sollen. Wenn Paps abends nach Hause kommt, will er meistens seine Ruhe. Dann verkriecht er sich in seinem Arbeitszimmer unterm Dach. In dieser Zeit darf ihn keiner stören. Nicht einmal am Telefon. Paps ist Geologe und arbeitet in einem Institut für Seismologie. Genauer gesagt, erforscht er das Auftreten von Erdbeben in Europa und anderen Teilen der Erde. Weil er außerdem ehrenamtlich für einen Umweltverband arbeitet, und das eben oft am Abend, ist ihm seine Ruhe heilig. Erst wenn er sein Arbeitszimmer wieder verlassen hat und zu uns nach unten in die Küche kommt, ist er wirklich ansprechbar.
Am Tag von Mamas und Idas Streit musste ich ihn aber einfach sprechen. Mein Plan war, ihn zu bitten, dass er mich zur KlimaDemo begleitet. Etwas nervös klopfte ich leise an die Tür und trat ins Zimmer, ohne eine Antwort abzuwarten. Es roch ein bisschen muffig, nach kaltem Kaffee und Staub. Wahrscheinlich hatte Paps vor lauter Arbeit mal wieder vergessen zu lüften. Auf dem Schreibtisch stand eine leere Kaffeetasse, in der schon der Kaffeesatz antrocknete.
Paps schaute nur kurz hoch und hob zum Gruß die Hand. Seine Haare waren ganz verstrubbelt und hingen wild zur Seite. Er schien gerade hochkonzentriert an einem Text zu sitzen. Meist fertigte er für den Umweltverband Pressemitteilungen an, die er dann an verschiedene Tageszeitungen schickte. Ich räusperte mich. »Ähm, Paps, kann ich dich mal kurz sprechen?« »Ach, Malin, du siehst doch, dass ich gerade an einer wichtigen Sache arbeite. Ich muss unbedingt noch diesen
Text über die derzeit viel zu