Rita liegt in ihrem Bett. Sie schläft. Eigentlich nichts Ungewöhnliches an einem Samstagmorgen wie diesem. Auch das leise Knarzen der Dielen vermag Rita nicht aus dem Schlaf zu reißen. Ihr Traum ist viel zu schön, um ihn schon zu verlassen. Rita träumt von ihrem zehnten Geburtstag: Die Vorbereitungen für ihr Fest sind in vollem Gange. Rita hat ihre ganze Klasse eingeladen, sogar ihre Lieblingslehrerin Frau Bredda. Auch den alten Georg, ihre Eltern und ihre beste Freundin Leonie natürlich. Obwohl die Feier erst in ein paar Stunden beginnen soll, ist für die Segelregatta-Schatzsuche schon alles vorbereitet. Die Schwimmwesten liegen bereit, Seekarten und Proviantkörbe sind auf die einzelnen Boote verteilt. Ritas Mutter Julia holt die mannsgroße kommen. Das Haus steht unter Wasser. Mama Bergmann. Bitte kommen.« Julia schüttelnd belustigt den Kopf. »Frühstück steht auf dem Tisch.«
Kaum ist die Haustür hinter ihrer Mutter ins Schloss gefallen, springt Rita aus dem Bett. Sie rutscht auf dem Treppengeländer hinunter in die Küche und schnappt sich ein Schokoladencroissant vom Frühstückstisch. Dann läuft sie über die Veranda in den wild wachsenden Garten und bis vor zum Ufer des Pichelssees. In Klein-Venedig grenzt jeder Garten an den See, die Briefkästen stehen neben den Anlegestegen und die Post wird nur mit dem Boot ausgefahren. Rita fischt eine Postkarte aus dem rostigen Kasten. Auf dem Kasten steht: Familie
Bergmann.
Vom Bootsschuppen in den See springen Lagerfeuer machen Fischreusen leeren Schwimmwesten flicken
Besuch von Papa
Lose Bretter auf dem Steg festnageln Ritas 10. Geburtstag feiern!
Schon bei dem Gedanken an ihren Geburtstag macht ihr Herz einen Hüpfer. Ob ihre Eltern schon Geschenke für sie haben? Rita wandert in der Wohnküche umher. Sie weiß noch ganz genau, was sie auf ihren Wunschzettel geschrieben hat. Das große Fest natürlich und die Marzipantorte, von der sie geträumt hat. Eine Piratenflagge, die sie hissen kann, wenn sie mit einem der Schulboote hinaus auf den Pichelssee fährt. Außerdem ein Tiefenmessgerät und ein neues Mäppchen. Die Liste hat Rita schon vor Wochen gemacht. Aber eine Piratenflagge ist schwer zu kriegen, das weiß Rita von ihrem Papa. Ob sie wohl einen klitzekleinen Blick riskieren soll? Wenn man seine Geschenke sieht, bevor man sie bekommt, schmälert das die Freude, sagen Mama und Papa immer, denn dann ist es ja keine Überraschung mehr. Bei Rita ist das anders. Beim Geschenkesuchen kribbelt es so schön in ihrem Bauch, wie sie es sonst nur