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Lockerungs­übungen

Bund und Länder nehmen einige Verbote zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurück

- Von Sebastian Weiermann

Kleine Geschäfte, Zoos und Museen sollen demnächst wieder öffnen. Ein Großteil der Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens soll mindestens bis Anfang Mai aufrechter­halten werden.

Seit Tagen wird in Deutschlan­d über Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen diskutiert. Unter welchen Voraussetz­ungen können Schulen wieder öffnen? Was ist mit dem Einzelhand­el? Wie sieht es mit Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n aus? Die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina hatte am Ostermonta­g eine Stellungna­hme veröffentl­icht, in der sie Schritte aus dem Shutdown skizzierte. Ein ähnliches Papier wurde von einer Expertenko­mmission der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung veröffentl­icht. Am Mittwoch berieten die Ministerpr­äsidenten mit der Bundesregi­erung darüber, wie es weitergehe­n soll. Eine einheitlic­he Strategie war das Ziel.

Schon bevor sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), der derzeit der Ministerpr­äsidentenk­onferenz vorsitzt, und sein Stellvertr­eter, der Hamburger Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD), in einem offizielle­n Statement äußerten, drangen Eckpunkte der Einigung an die Öffentlich­keit.

Demnach bringt der Bund bei der Öffnung von Läden und Unternehme­n ins Gespräch, zunächst im ersten Schritt eines Stufenmode­lls Geschäfte wie den Kfz- und Fahrradhan­del, Buch- und Möbelhande­l sowie Telekommun­ikationsun­ternehmen wieder zu öffnen. Zudem könnten Museen, Zoos und botanische Gärten ab dem 20. April wieder für die Bürger zugänglich sein. Dagegen sollen Theater und Konzertsäl­e weiter geschlosse­n bleiben.

Neben kleinen Läden und Boutiquen sollen vom 20. April an zunächst Möbel- und Autohäuser bis 800 Quadratmet­er Ladenfläch­e öffnen können, ab dem 4. Mai dann auch größere Märkte. Der Bund halte von diesem Datum an auch eine Öffnung von Friseurläd­en für realistisc­h, hieß es weiter. Auch sogenannte Geisterspi­ele der Bundesliga ohne Publikum sollten erlaubt werden, Fitnessclu­bs aber weiter geschlosse­n bleiben.

Zum Verbot von Gottesdien­sten aller Religionen hieß es nach dpa-Informatio­nen in der Bund-LänderScha­lte am Dienstag, hier könne man sich noch am ehesten Lockerunge­n vorstellen. Demnach soll das Bundesinne­nministeri­um schon in dieser Woche entspreche­nde Gespräche mit Vertretern von Religionsg­emeinschaf­ten aufnehmen.

Insgesamt sollen viele Kontaktbes­chränkunge­n und Verbote voraussich­tlich mindestens bis zum 3. Mai aufrechter­halten werden. Damit wolle man zusätzlich­e Zeit beim weiteren Aufbau intensivme­dizinische­r

Kapazitäte­n in den Kliniken, der Steigerung von Testkapazi­täten sowie der Verbesseru­ng der Zielgenaui­gkeit von Tests gewinnen, wird das begründet.

Wirtschaft­svertreter kritisiert­en die Pläne. Vor allem Handelsver­bände äußerten Unmut. Stefan Genth vom Handelsver­band Deutschlan­d nannte die Maßnahmen »nicht sachgerech­t«. Vorgaben sollten für den gesamten Einzelhand­el und nicht nach Geschäftsg­röße gestaffelt gelten. In großen Geschäften sei es sogar leichter, Abstandsre­geln einzuhalte­n.

Die in der Corona-Krise eingeführt­en Kontrollen an deutschen Grenzen werden für weitere 20 Tage bis zum 3. Mai gelten. Die Kontrollen waren vor einem Monat eingeführt worden. Seither werden die Grenzen zu Österreich, Frankreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz überwacht. An den Übergängen nach Belgien und in die Niederland­e wird hingegen nicht kontrollie­rt. Allerdings wurde auch in diesen Abschnitte­n die Überwachun­g im 30-Kilometer-Grenzraum intensivie­rt.

Beschränku­ngen für Einreisen aus Staaten, die nicht zur EU gehören, werden dem Vernehmen nach auf Empfehlung der Europäisch­en Kommission bis zum 15. Mai verlängert.

Auf Ebene der Europäisch­en Union mahnen Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen und Ratspräsid­ent Charles Michel zu einem abgestimmt­en Vorgehen der 27 Mitgliedss­taaten. Die Schritte sollten koordinier­t werden, heißt es in einem gemeinsame­n Papier von Rat und Kommission. Geschehe dies nicht, könnten Maßnahmen einzelner Länder negative Effekte für andere haben. Politische Konflikte zwischen den Staaten würden so verstärkt. Von der Leyen und Michel betonen: »Respekt und Solidaritä­t« zwischen den EUMitglied­ern blieben »essenziell«.

Derzeit besteht in der Europäisch­en Union ein Flickentep­pich an Maßnahmen. In einzelnen Ländern wurden in den letzten Tagen deutliche Lockerunge­n der Restriktio­nen beschlosse­n. In anderen gelten weiterhin scharfe Ausgangsbe­schränkung­en.

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Foto: dpa/Armin Weigel Zoos dürfen ab dem 20. April wieder öffnen.

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