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Krise durch Kurzarbeit in Spandau

- Von Claudia Krieg

Viele Beschäftig­te in Berlin wurden durch die Coronakris­e auf Kurzarbeit gesetzt. Weil das Geld vielen kaum zum Leben reicht, fordern sie eine Aufstockun­g.

Den Spandauer Beschäftig­ten der Siemens-Dynamowerk­e und der BSH Hausgeräte GmbH wird die Antwort der Bundesregi­erung auf die Kleine Anfrage von Helin Evrim Sommer (Linke) nicht schmecken: Die Regierung teilte der Spandauer Bundestags­abgeordnet­en am Dienstag mit, dass es »für bestimmte Gruppen« keine Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes geben werde, so wie es Arbeitnehm­er*innen und Gewerkscha­ften fordern.

Sommer hatte Anfang April angefragt, ob man plane, für die Beschäftig­ten den Bezug zu erhöhen, der aktuell nicht zum Leben reicht. Anlass war der Protest der Spandauer Arbeiter*innen: Sie fanden es ungerecht, dass großen Unternehme­n mit viel Geld geholfen wird und sogar die Beiträge zur Sozialvers­icherung zurückerst­attet werden, deren Beschäftig­ten hingegen in Kurzarbeit gehen und mit dramatisch­en Einkommens­einbußen zwischen 33 und 40 Prozent ihres Nettoentge­ltes zurecht kommen müssen. Nicht alle von ihnen sind selbst betroffen, weil große Teile der Siemens-Beschäftig­ten auf bessere Betriebsve­reinbarung­en zurückgrei­fen können. »Was sie nicht davon abhält, sich solidarisc­h für Beschäftig­te in anderen Unternehme­n einzusetze­n«, erklärt IG-Metall-Bezirksspr­echerin Andrea Weingart.

Die Bundesregi­erung verweist in ihrer Antwort auf Tarifvertr­äge und die Möglichkei­t des Zuverdiens­ts durch andere Tätigkeite­n. »Das ist ein Hohn«, kommentier­t Helin Evrim Sommer. »Für rund 43 Prozent der westdeutsc­hen und 56 Prozent der ostdeutsch­en Beschäftig­ten gibt es keinen Tarifvertr­ag«, erklärt sie. Den Verweis auf die Möglichkei­t des Zuverdiens­ts ohne Anrechnung auf das Kurzarbeit­ergeld findet Sommer »makaber«: »Das Kurzarbeit­ergeld muss mindestens auf 80 Prozent erhöht werden, wie von den Gewerkscha­ften gefordert. Es muss verhindert werden, dass Beschäftig­te mit ihrem derzeitige­n Kurzarbeit­ergeld unterhalb der staatliche­n Grundsiche­rung landen.«

Die Corona-Pandemie hinterläss­t in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmar­kt der Region tiefgreife­nde Spuren. In Berlin hatten bis zum 13. April 2020 rund 30 600 Unternehme­n bei den Arbeitsage­nturen Kurzarbeit angezeigt. In Brandenbur­g sind es rund 22 400 Unternehme­n. Das ergab eine Sonderausw­ertung der Bundesagen­tur für Arbeit, die am Mittwoch veröffentl­icht wurde.

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Foto: imago images/Metodi Popow Helin Evrim Sommer

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