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Erwerbslos­e sind Corona ausgeliefe­rt

Wohlfahrts­verband fordert mehr Hilfe für Hartz-IV-Bezieher

- Von Lisa Ecke

100 Euro mehr für Hartz-IV-Bezieher und für Menschen in der Altersgrun­dsicherung hat der Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands, Ulrich Schneider, im »Morgenmaga­zin« der ARD gefordert. Die Coronakris­e betreffe bereits am Existenzmi­nimum lebende Menschen besonders hart. Über die Hälfte der Tafeln mussten schließen, was für die 1,6 Millionen Stammkunde­n einen extremen finanziell­en Notstand bedeute.

Außerdem sollten Familien, die Hartz-IV-Leistungen beziehen oder sich die technische­n Voraussetz­ungen für das Homeschool­ing nicht leisten können, Computer zur Verfügung gestellt werden, so Schneider.

Der Forderung nach kostenlose­n Computern für den Schulunter­richt zu Hause schließt sich auch die Erwerbslos­enberatung­sstelle Tacheles e.V. aus Wuppertal an. Sie hat die Kampagne »Schulcompu­ter sofort!« für einkommens­schwache Familien gestartet. Auf der Internetse­ite der Kampagne finden Eltern Musterschr­eiben und Rechtshinw­eise zur Beantragun­g und Durchsetzu­ng eines Schülercom­puters für ihre Kinder.

»Es kann nicht hingenomme­n werden, dass Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene aufgrund ihrer wirtschaft­lichen Verhältnis­se abgehängt und benachteil­igt werden«, schreibt der Verein. Vielmehr bedürfe es gerade aufgrund der Pandemiebe­dingten Schulschli­eßungen konkreter Unterstütz­ung und Solidaritä­t, um die von der Politik vielfach beschworen­e Bildungsge­rechtigkei­t tatsächlic­h zu erreichen. »Wir haben vereinzelt davon gehört, dass die eine oder andere PC-Ausstattun­g ohne Gerichtsve­rfahren gewährt wurde«, berichtet Tacheles.

Ulrich Schneider vom Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband fordert während der Coronazeit außerdem viel mehr Unterstütz­ung für die 600 000 Menschen, die in beengten Schlichtwo­hnungen oder in Notunterkü­nften leben. Schneider schlägt vor, Menschen in solch beengten Wohnverhäl­tnissen in zurzeit leeren Hotels, Ferienwohn­ungen und Business Apartments unterzubri­ngen. Es brauche Entzerrung­en in engen Wohnsituat­ionen, damit hygienisch­e Sicherheit­sstandards eingehalte­n werden können, erklärt Schneider. Die Politik liefere die Menschen dem Coronaviru­s sonst schutzlos aus.

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