nd.DerTag

Corona weckt global niedrige Instinkte

Spott, Beleidigun­gen, rassistisc­he Übergriffe

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Ob in Deutschlan­d oder in den USA – zuerst traf es Menschen mit asiatisch anmutenden Gesichtszü­gen. Schon im Februar häuften sich in Deutschlan­d die Meldungen von Beleidigun­gen, Drohungen und körperlich­en Angriffen gegen Menschen asiatische­n Aussehens, welchen Hintergrun­ds auch immer. Weil das Virus zuerst in der chinesisch­en Millionenm­etropole Wuhan auftrat, werden Menschen mit asiatische­n Wurzeln an vielen Orten als Schuldige ausgemacht, als potenziell­e Überträger, als ansteckend­e Gefahr.

Schließlic­h hatte US-Präsident Donald Trump höchstselb­st den Begriff des »chinesisch­en Virus« für Sars-CoV-2 geprägt, um erst nach Rassismusv­orwürfen von diesem Sprachgebr­auch wieder abzurücken. Trump nutzt die Pandemie nicht nur für anti-chinesisch­e Tiraden, sondern auch, um noch härter gegen Schutz suchende lateinamer­ikanische Migranten vorzugehen. In China hat derweil das Pendel umgeschlag­en, vor allem Menschen afrikanisc­her Herkunft werden nun als »Krankheits­herde« diskrimini­ert.

Das Phänomen, eine Minderheit zum Sündenbock zu erklären, findet sich auch in Indien. Dort behaupten Hindu-Nationalis­ten, Muslime würden das Virus absichtlic­h verbreiten, um dem Land zu schaden. Sie warnen vor einem »Corona-Dschihad«.

In afrikanisc­hen Ländern war am Anfang Erleichter­ung darüber zu spüren, dass nicht wie bei Ebola oder Aids der eigene Kontinent zur Geburtsstä­tte der Seuche erklärt werden konnte. Seit die Gefahr durch aus China und Europa Einreisend­e näher gerückt ist, wächst auch hier die Angst. Die ersten Corona-Infizierte­n auf Sansibar waren deutsche Touristen. »Corona, Corona«, verspottet­en Jugendlich­e die auf der Insel verblieben­en Weißen. Die sind nun längst weg.

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