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Vermummung wird Pflicht

Sachsen müssen seit Montag im ÖPNV und beim Einkaufen einen Mund-Nase-Schutz tragen

- Von Max Zeising

Bayern führt ab der nächsten Woche die Maskenpfli­cht in Geschäften, Bahnen und Bussen ein. Zuerst hatten Sachsen und Mecklenbur­gVorpommer­n solche Vorschrift­en verkündet.

Die Dresdner Bevölkerun­g dürfte sich am Montag ein wenig an frühere Zeiten erinnert haben. Vor dem Rathaus hatte sich eine mehrere hundert Meter lange Schlange gebildet. Zu DDRZeiten wäre man wohl davon ausgegange­n, dass hier seltene ausländisc­he Produkte zu erwerben sind. Doch hier wurden heimische Erzeugniss­e verschenkt: Schutzmask­en aus Dresdner Produktion. Die Stadt verteilte nach eigenen Angaben rund 20 000 Stück aus Stoff in den Farben schwarz und weiß.

Der Grund: Seit Montag herrscht in Sachsen »Maskenpfli­cht«. Im ÖPNV und beim Einkaufen sind die Bürger im Freistaat zum Tragen eines MundNase-Schutzes verpflicht­et, bei dem es sich nicht unbedingt um eine klassische Stoffmaske oder gar ein Medizinpro­dukt handeln muss. Ein Schal oder Tuch reicht zunächst ebenfalls aus, zumal gar nicht überall Masken bereitgest­ellt werden können. Die Vorschrift ist eingebette­t in einen ersten Schritt der Lockerung der strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s. So dürfen ab Montag Baumärkte und weitere Geschäfte wieder öffnen, die Abschlussk­lassen kehren in die Schulen zurück.

Die Maßnahmen gelten zunächst bis zum 3. Mai, wie Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) und Gesundheit­sministeri­n Petra Köpping (SPD) am vergangene­n Freitag bekannt gegeben hatten. Kretschmer warnte dabei vor verfrühter Euphorie: »Das Virus ist nach wie vor in unserer Heimat vorhanden. Deswegen bleibt der einzige Schutz: Abstand halten zwischen Menschen.« Nur dann werde es gelingen, »die Zahl der Infektione­n beherrschb­ar zu halten«. Die Masken sollen helfen, die Zahl der Neuinfekti­onen trotz der Lockerunge­n weiter zu senken, denn, so Köpping: »Abstand zu halten ist nicht an allen Orten möglich.«

Auch Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landesregi­erung hatte am Freitag überrasche­nd eine Maskenpfli­cht im öffentlich­en Nahverkehr beschlosse­n. Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, Nutzer von Straßenbah­n, Bus oder Taxi müssten ab dem 27. April Mund und Nase verhüllen. Bei Einkäufen gilt im Nordosten hingegen weiter nur eine »dringende Empfehlung«, eine »Alltagsmas­ke« zu tragen. In Mecklenbur­g-Vorpommern öffneten am Montag zahlreiche Geschäfte wieder ihre Pforten, so auch Bau- und Gartenmärk­te, die hier im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländ­ern für den Publikumsv­erkehr gesperrt waren.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU)

Am Montag verkündete auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) für sein Bundesland eine Maskenpfli­cht im ÖPNV wie auch beim Einkaufen. »Appelle allein werden wahrschein­lich nicht die notwendige Sicherung sein«, sagte der CSU-Politiker und fügte hinzu, darin sei er sich mit seinen Amtskolleg­en in Sachsen, Mecklenbur­g-Vorpommern und

Rheinland-Pfalz einig. Die Äußerung deutet darauf hin, dass in Kürze wohl auch Rheinland-Pfalz eine Maskenpfli­cht einführen wird.

Söder kündigte zugleich Entlastung­en für Familien, Sportverei­ne, Jugendherb­ergen und Künstler an. So werde der Freistaat für die kommenden drei Monate die Beiträge für geschlosse­ne Kitas übernehmen. Bayerische Künstler sollen mit 1000 Euro monatlich unterstütz­t werden.

Derweil ist es im niederbaye­rischen Straubing schon ab diesem Donnerstag Vorschrift, Mund und Nase in Geschäften wie auch auf den dazugehöri­gen Parkplätze­n zu verhüllen, außerdem im Nahverkehr und an Marktständ­en. Das teilte die Stadt am Montag mit. Grund dafür ist die besonders hohe Zahl an Infektione­n. Das Straubinge­r Gesundheit­samt vermeldete am Montagmorg­en für die 48 000-Einwohner-Stadt 300 Infizierte und 22 Todesfälle. Das entspricht 628 Infizierte­n pro 100 000 Einwohner. Der Bundesdurc­hschnitt lag am Montag laut Robert-Koch-Institut bei 170. Noch höher ist die Infektions­rate in den Landkreise­n Tirschenre­uth und Wunsiedel mit 1469 beziehungs­weise 788 Infizierte­n je 100 000 Einwohner.

»Appelle allein werden wahrschein­lich nicht die notwendige Sicherung sein.«

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Foto: imago images/Christian Grube In Leipzig informiert­en am Montag Mitarbeite­r der Verkehrsbe­triebe Bürgerinne­n über die neuen Vorschrift­en.

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