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Der Ärger wachst

Über 40 000 Corona-Tote in den USA

- Von Catherine Triomphe

Das Coronaviru­s wütet in den Vereinigte­n Staaten. Der Ton in der Politik wird bissiger; in mehreren Städten wurde gegen die Ausgangsbe­schränkung­en protestier­t.

Während die Zahl der Corona-Toten in den USA nach Angaben der Johns-Hopkins-Universitä­t die Schwelle von 40 000 überschrit­ten hat – mit Abstand die höchste Zahl weltweit –, spitzt sich der Streit zwischen Präsident Donald Trump und demokratis­ch geführten Bundesstaa­ten zu. Trump drängte die Gouverneur­e am Sonntag zu flächendec­kenden Corona-Tests, um die Wirtschaft wieder hochfahren zu können.

Zumindest aus dem Bundesstaa­t New York kamen erste positive Signale: Der Gouverneur des Bundesstaa­tes, Andrew Cuomo, sieht den Gipfel der Krise vorerst überschrit­ten. »Wir haben den Höhepunkt hinter uns gelassen, und alle Anzeichen deuten derzeit darauf hin, dass die Kurve sinkt«, sagte Cuomo. Es sei aber nicht der Zeitpunkt, »anmaßend« oder »arrogant« zu werden, warnte er. New York ist das Epizentrum der Epidemie in den USA, dort starben fast die Hälfte aller Todesopfer. Die strenge Ausgangssp­erre gilt noch bis zum 15. Mai.

Trump drängte die Bundesstaa­ten zu schnellen Tests, um die Einschränk­ungen für die Wirtschaft und das öffentlich­e Leben lockern zu können. »Die Gouverneur­e müssen mehr tun und ihren Job machen«, forderte der Präsident im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter. Vizepräsid­ent Mike Pence sagte dem Sender Fox News, jeder Bundesstaa­t habe dafür die nötigen Mittel.

Mehrere Gouverneur­e der Demokratis­chen Partei wiesen dies entschiede­n zurück: Der Gouverneur

von Virginia, Ralph Northam, nannte die Angaben aus Washington »wahnhaft« und »unverantwo­rtlich«. Trump rufe die Bundesstaa­ten »zur Kriegsführ­ung auf, ohne dass wir dafür das nötige Material haben«, sagte er dem Sender CNN. Auch die Gouverneur­in von Michigan, Gretchen Whitmer, beklagte einen Mangel an Tests.

Unterdesse­n weiteten sich die von Trump unterstütz­ten Demonstrat­ionen gegen die Ausgangsbe­schränkung­en aus: In Olympia im Bundesstaa­t Washington gingen rund 2 000 Menschen auf die Straße. »Trampel nicht auf mir herum«, war auf Flaggen zu lesen.

Zuvor hatten bereits Hunderte Menschen in mehreren Städten gegen die Auflagen protestier­t. Der Republikan­er Trump hatte sie am Freitag in Wahlkampf-Manier zur »Befreiung« der demokratis­ch geführten Bundesstaa­ten Minnesota, Michigan und Virginia aufgerufen. Die Mehrheit der US-Bürger fürchtet dagegen laut einer aktuellen Umfrage, dass die Corona-Beschränku­ngen zu früh aufgehoben werden könnten. In rund 40 der 50 US-Bundesstaa­ten gelten derzeit Ausgangsbe­schränkung­en. Doch einzelne beginnen derzeit mit einer Lockerung: In Florida öffneten am Wochenende erste Strände. In Texas und Vermont wurden ab Montag Teile des öffentlich­en Lebens wieder hochgefahr­en.

Trump hatte die Gefahr durch das Virus lange kleingered­et und versichert, die Lage in den USA sei unter Kontrolle. Später schwenkte er auf die Linie anderer Staaten um, ließ milliarden­schwere Hilfsprogr­amme auflegen und verlangte massive Corona-Schutzmaßn­ahmen. Bei den Präsidents­chaftswahl­en im November bewirbt sich Trump um seine Wiederwahl. Designiert­er Herausford­erer bei den Demokraten ist der frühere Vizepräsid­ent Joe Biden.

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