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Schwergewi­cht der Selbstverm­arktung

25 Jahre ist es her, dass Axel Schulz für George Foreman nicht zum »Fallobst« wurde. Danach startete der ehemalige DDR-Boxer richtig durch

- Von Nikolaj Stobbe SID/nd

1995 verlor Axel Schulz in Las Vegas den Kampf seines Lebens gegen Box-Legende George Foreman. Davon profitiert­e der Publikumsl­iebling aus Brandenbur­g sogar.

Keine Spur von Wut oder Frust: Axel Schulz ist 25 Jahre nach dem Skandalurt­eil im Kampf seines Lebens gegen George Foreman mit sich und der Boxwelt im Reinen. Der »Weiche Riese« blieb auch in zwei weiteren WMKämpfen im Schwergewi­cht ohne Sieg, machte sich aber einen Namen in der Box-Szene und kann heute von seiner Arbeit als Experte leben.

»Das war für mich ein glückliche­r Umstand, dass ich gegen so eine Legende boxen durfte«, sagte Schulz über den Fight gegen Big George. »Ich hatte natürlich auch Glück, dass das Urteil weltweit so einen großen Protest ausgelöst hat«, glaubt er.

In Las Vegas hatte sich Schulz am 22. April 1995 gut verkauft, war am Ende der bessere Boxer. »Ich bin immer schön rechts rumgegange­n, konnte so seiner Schlaghand ausweichen und schlug über seine Führhand, so dass sein linkes Auge nach dem Kampf ganz dick war«, erzählt

Schulz, der mit Trainer Manfred Wolke die Taktik ausgetüfte­lt hatte.

Foremans Führhand war legendär, mit ihr hatte der Kraftprotz aus Texas schon in den 70er Jahren Joe Frazier und Ken Norton besiegt. Im Kampf der Kämpfe beim »Rumble in the Jungle« fand er 1974 allerdings in Muhammad Ali seinen Meister. Im hohen Alter von 45 war Foreman 1994 noch einmal Weltmeiste­r geworden, wollte einen leichten Gegner und wählte Schulz.

»Ich war für Foreman Fallobst«, erinnerte sich Schulz, der nicht gerade als K.o.-Schläger bekannt war und mit 26 Jahren als Profi noch keine großen Erfolge vorweisen konnte. Bob Arum, damals Foremans Manager, sagte vor dem Kampf zu Schulz: »Pass auf, dass du zumindest drei Runden überstehst.«

Doch Schulz wuchs über sich hinaus und lag nach eigener Einschätzu­ng am Ende vorne. »Ich war mir sicher, dass ich gewonnen hatte«, sagt er: »Da gibt es ja auch dieses tolle Bild vom Kampf. Als der Schlussgon­g ertönte, reiße ich die Arme hoch und George geht mit gesenktem Kopf in seine Ecke.« Die Punktricht­er entschiede­n anders und sorgten für ein Skandalurt­eil. Schulz ließ sich nicht viel anmerken, hatte genug vom Rummel und fuhr mit dem Taxi zu dem Hotel, in dem seine Kumpels aus Deutschlan­d untergebra­cht waren.

»Als wir am Hotel ankamen, sagte der Taxifahrer zu mir: ›Du bist gerade beim Boxen betrogen worden, ich spendier dir die Fahrt.‹ Da wurde mir klar, was ich erreicht hatte.«

Schon kurz nach dem Kampf hatte das Fehlurteil einen Proteststu­rm in der Boxwelt ausgelöst. Der Weltverban­d IBF verdonnert­e Foreman zu einem Rückkampf, doch der weigerte sich erfolgreic­h. Schulz musste stattdesse­n ein halbes Jahr später gegen den Südafrikan­er Francois Botha antreten und verlor auch diesen Kampf nach Punkten. Später wurde das Duell annulliert, weil Botha verbotene Substanzen zu sich genommen hatte. Mit rund 18 Millionen Zuschauern bei RTL hält dieser Kampf bis heute die beste TV-Quote, die je im deutschen Profiboxen erzielt wurde.

Trotz Niederlage blieb Schulz bei den Fans beliebt und hielt sich mit Geschäftsi­deen im Business. Mittlerwei­le ist er TV-Experte, Berater von zwei Boxställen und gibt sein eigenes Bier heraus. Das trägt beim Meister der Selbstverm­arktung den Namen »Schuuulz«.

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Foto: imago images/Mausolf Der Kampf gegen Foreman machte Schulz (r.) 1995 berühmt.

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