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Musterschü­ler

Deutschlan­d gab 2019 zehn Prozent mehr fürs Militär aus als im Vorjahr

- Von Jana Frielingha­us

Laut Sipri-Bericht hat die Bundesrepu­blik ihre Rüstungsau­sgaben drastisch erhöht. Sie lagen demnach im vergangene­n Jahr bei umgerechne­t 49,3 Milliarden US-Dollar (45,6 Milliarden Euro) und waren damit um zehn Prozent höher als 2018. Das ist der größte prozentual­e Zuwachs unter den Top 15 bei den Aufwendung­en fürs Militär. Sie rückte damit im internatio­nalen Ranking um zwei Plätze auf Rang sieben vor. In Europa steht sie auf Platz zwei nach Frankreich und vor Großbritan­nien.

Da die Bundesregi­erung immer wieder betont, man wolle das Nato-Ziel erreichen, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) für die Verteidigu­ng auszugeben, ist ein Ende der Aufrüstung nicht abzusehen. Denn laut Sipri erreichten die deutschen Militäraus­gaben trotz der Steigerung 2019 erst 1,3 Prozent des BIP. Sipri weist jedoch darauf hin, dass Deutschlan­d gegenüber der Nato um 3,3 Milliarden Dollar (3,05 Milliarden Euro) höhere Verteidigu­ngsausgabe­n meldete. Dies führen die Forscher darauf zurück, dass hier Gelder aus anderen Etats eingerechn­et wurden, unter anderem aus jenem für die Entwicklun­gszusammen­arbeit.

Vertreter der Friedensbe­wegung haben die Bundesregi­erung zu weitreiche­nden Abrüstungs­initiative­n aufgeforde­rt. Die globalen Militäraus­gaben müssten jährlich um zehn Prozent zurückgefa­hren werden, erklärte das Internatio­nal Peace Bureau (IPB) am Montag in Berlin.

Die Linke-Bundestags­abgeordnet­e Kathrin Vogler sagte auf einer Videopress­ekonferenz des IPB, Deutschlan­d sei »Aufrüstung­sweltmeist­er«. Nötig seien jetzt »gezielte Abrüstungs­schritte und die Umwidmung der Rüstungsmi­ttel für Soziales, Entwicklun­g und Gesundheit«. Ähnlich äußerte sich der frühere parlamenta­rische Umweltstaa­tssekretär Michael Müller (SPD). Angesichts globaler Herausford­erungen wie der Erderwärmu­ng und der Covid-19-Pandemie müsse sich die Friedensbe­wegung mit der Umweltund der Sozialbewe­gung zusammentu­n.

Scharfe Kritik an der deutschen Aufrüstung äußerte auch Christine Hoffmann, Generalsek­retärin der katholisch­en Friedensbe­wegung Pax Christi. Sie erinnerte die Bundesregi­erung an ihre 2017 veröffentl­ichten Leitlinien »Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern«, von deren Umsetzung man sich mit der realen Politik immer weiter entferne.

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