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Breites Portfolio

- Von Moritz Aschemeyer

Ihre Führungsqu­alität werde »dem amerikanis­chen Volk sehr dienlich sein«. Die Sprecherin der Demokraten im US-Abgeordnet­enhaus, Nancy Pelosi, schwärmte in den höchsten Tönen von ihrer Parteifreu­ndin Donna Shalala, als sie diese in die fünfköpfig­e Aufsichtsk­ommission des Kongresses für die Überwachun­g der CoronaWirt­schaftshil­fen der US-Regierung berief. Shalala werde sich dafür einsetzen, dass das Hilfspaket zum Schutz von Leben und Lebensumst­änden der Amerikaner eingesetzt werde und dabei »nicht von Profitmach­ern und Preistreib­ern ausgenutzt wird«.

Am inhaltlich­en Wert dieser Lobpreisun­g gibt es berechtigt­e Zweifel. Weder sitzt Shalala in einem einschlägi­gen Ausschuss, noch hat die Kommission direkt mit ihrem Fachgebiet Gesundheit­spolitik zu tun. Die vorgeschri­ebene Offenlegun­g der Investment­s der erklärten Gegnerin einer allgemeine­n Krankenver­sicherung zeigte zudem, dass sie mindestens bis 2018 Anteile im Wert von rund einer halben Million Dollar an der Privatvers­icherung United Health hielt. Auch verfügte die Abgeordnet­e aus Florida über ein breites Aktienport­folio von Firmen, die bei einer Rettungsak­tion profitiere­n könnten, darunter Airlines und Ölfirmen.

Nachdem Beobachter diese Verstricku­ngen kritisiert­en, meldete sich die 79-Jährige: Sie habe bereits vor ihrem 2019 erfolgten Amtsantrit­t als Kongressab­geordnete damit begonnen, ihre Aktien zu verkaufen oder Treuhänder­n zu überlassen, um Interessen­konflikte zu vermeiden. Jedoch habe sie in diesem Falle die Auskunftsp­flicht versäumt, so Shalala. Nancy Pelosi hielt dennoch an der Postenverg­abe fest.

Shalala wuchs in Ohio auf und begann ihre öffentlich­e Karriere 1970 als Hochschull­ehrerin in New York. Nach mehreren leitenden Posten an Universitä­ten wurde sie 1993 vom damaligen Präsidente­n Bill Clinton zur Gesundheit­sministeri­n ernannt. 2001 schied sie aus der Regierung aus und kehrte als Präsidenti­n der Universitä­t von Miami in die akademisch­e Welt zurück. Zwischen 2015 und 2017 leitete sie zudem die Clinton Foundation.

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Foto: imago images/ZUMA Press Donna Shalala hatte ihre Aktienverk­äufe nicht offengeleg­t.

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