nd.DerTag

Mutiger Justiziar

- Von Martin Stolzenau

In Berlin-Friedenau gibt es einen Perelsplat­z sowie eine Gedenktafe­l. Eine solche findet man ebenso in Berlin-Mitte und -Westend. In Berlin-Lichterfel­de wiederum wurde ein Stolperste­in verlegt, der an den Antifaschi­sten Friedrich Justus Perels erinnert. Er gehörte in der NS-Zeit zur Bekennende­n Kirche und hat vielen verfolgten Juden sowie Angehörige­n von KZHäftling­en geholfen. Auch er starb wie so viele Hitler-Gegner, Widerstand­skämpfer, »stille Helfer« oder Wehrmachts­deserteure noch kurz vor der Befreiung vom Faschismus. Perels wurde in der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 von einem SS-Kommando erschossen.

Geboren 1910 in Berlin als der zweite von vier Söhnen in einer Familie mit jüdischen Vorfahren, die zum evangelisc­hen Glauben konvertier­t waren, wuchs der Knabe im christlich­en Sinne auf und wurde von seinen Eltern schon früh auf eine Laufbahn als Jurist orientiert. Ab 1929 studierte er in Heidelberg Rechtswiss­enschaften. Er hatte namhafte Lehrer, darunter Gustav Radbruch, der als Strafrecht­ler, Rechtshist­oriker sowie Kriminalpo­litiker internatio­nales Ansehen genoss, während der Weimarer Republik Reichsjust­izminister war und bis heute als einer der »einflussre­ichsten Rechtsphil­osophen des 20. Jahrhunder­ts« gilt.

Radbruch betrachtet­e das Recht als eine »wertbezoge­ne, an der Idee der Gerechtigk­eit auszuricht­ende Realität«, stand damit im Widerspruc­h zu den Nazis und wurde nach deren Machtantri­tt als erster deutscher Professor aus dem Staatsdien­st entlassen. Radbruch entwickelt­e nach 1945 aus der Erfahrung faschistis­cher Barbarei Überlegung­en für einen »Sozialismu­s christlich­er Prägung«, die im Heidelberg­er Programm der CDU Berücksich­tigung fanden und auch in der sowjetisch­en Besatzungs­zone auf Interesse stießen.

Der Radbruch-Schüler Perels engagierte sich als Rechtsbera­ter des Pfarrernot­bundes und sodann der Bekennende­n Kirche, die sich auf der Grundlage der »Barmer Erklärung« von 1934 gegen die Eingriffe der Nazis ins kirchliche Leben und gegen die Verfolgung von Nazikritik­ern und Juden einsetzte. Über seinen Gesinnungs­freund Dietrich Bonhoeffer kam Perels 1940 in Kontakt zum Widerstand­skreis um Hans von Dohnanyi. Dieser erstellte Dokumente über die Verbrechen der Nazis in den okkupierte­n Staaten. Perels erhielt schließlic­h auch Kenntnis von den Attentatsp­länen der Verschwöre­r um Oberst Graf von Stauffenbe­rg. Nach dessen gescheiter­tem Attentatsv­ersuch auf Hitler am 20. Juli 1944 begann eine Hexenjagd auf alle Widerständ­ler, deren Familien und Freunde.

Perels wurde am 5. Oktober 1944 verhaftet, »peinlich verhört« und wegen »Nichtanzei­ge ihm bekannter Umsturzplä­ne und illegaler Tätigkeit für die Bekennende Kirche« am 2. Februar 1945 vom Volksgeric­htshof zum Tode verurteilt.

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