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Vermummung­spflicht auch in Läden

Nach der breiten Akzeptanz von Mund-Nase-Masken in Bus und Bahn weitet der Senat den Tragezwang aus

- Von Nicolas Šustr

In den Köpfen der Menschen habe sich etwas geändert. Deswegen sei es nun Zeit für Maskenpfli­cht auch in Geschäften, erklärte der Innensenat­or am Dienstag.

Als letztes Bundesland hat Berlin am Dienstag auch für den Einzelhand­el eine Tragepflic­ht von Mund-NaseBedeck­ungen beschlosse­n. Diese gilt bereits ab diesem Mittwoch. »Bewegt hat uns vor allem der Grund des Arbeitssch­utzes«, erklärte Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) auf der Senatspres­sekonferen­z, die, wie schon üblich in den letzten Wochen, mit über anderthalb­stündiger Verspätung gestartet war.

Bei der »intensiven Senatssitz­ung und einer spannenden Diskussion«, sei jeder einzelne Punkt eben sehr gründlich besprochen worden, erläuterte Geisel. Linke und Grüne hatten sich im Vorfeld eher skeptisch zur Ausweitung der Maskenpfli­cht geäußert, Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD) diese bereits am Wochenende gefordert.

»Dass es unterschie­dliche Meinungen gibt, ist bekannt, aber wir haben auch eine gemeinsame Lernkurve«, erklärte der Innensenat­or, der nicht von einem Streit sprechen wollte. Laut ihm habe der Erfolg der seit Montag geltenden Maskenpfli­cht im Öffentlich­en Personenna­hverkehr dazu beigetrage­n. Bis zu 98 Prozent Tragequote hätten die Berliner Verkehrsbe­triebe zurückgeme­ldet.

Beigetrage­n haben könnte auch eine von RBB und »Berliner Morgenpost« am Montag veröffentl­ichte repräsenta­tive Umfrage von infratest Dimap. 60 Prozent der Berliner Bevölkerun­g befürworte­ten demnach eine Mundschutz­pflicht auch beim Einkaufen. Anhänger aller drei Koalitions­parteien SPD, Linke und Grüne waren deutlich dafür. Gegenpol sind die AfD-Anhänger, von denen sich 46 Prozent gegen so eine Pflicht aussprache­n. Weniger hoch, aber deutlich ist die Ablehnung auch bei der FDP zugeneigte­n Menschen.

»Wir können nicht alle mit Polizei, Security und Ähnlichem überwachen.

Vor allem muss sich im Kopf der Menschen etwas verändern«, begründete Innensenat­or Geisel das gewisse Abwarten in dieser Frage. Der »ganz offensicht­lich große Effekt« der Mundschutz­pflicht im ÖPNV habe zur Entscheidu­ng geführt. Diskutiert wird nun eine Regelung für Pflegeheim­e, allerdings solle dies kein »Schnellsch­uss« werden. »›Bleiben sie zu Hause‹ ist nach wie vor der Grundsatz. Die Situation ist nach wie vor fragil«, warnte Geisel vor »Sorglosigk­eit«. »Es kann auch die Situation eintreten, dass es sich nicht so positiv entwickelt, wie wir uns das wünschen«, mahnte auch Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD).

Die Bezirke haben bereits im Auftrag des Senats damit begonnen, Mund-Nase-Bedeckunge­n an Bedürftige zu verteilen. Sie erhalten zwei Stück pro Person, eine Anzahl, mit der die gewünschte­n Wechselund Reinigungs­intervalle eigentlich nicht einzuhalte­n sind.

Geisel, der auch Sportsenat­or ist, kündigte Beratungen des Senats für einen Rettungssc­hirm für Amateurspo­rtvereine an. Er appelliert­e an deren Mitglieder, Solidaritä­t zu zeigen und nicht auszutrete­n, damit Beitragsei­nnahmen nicht wegfallen.

»›Bleiben sie zu Hause‹ ist nach wie vor der Grundsatz. Die Situation ist nach wie vor fragil.«

Andreas Geisel (SPD), Innensenat­or

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