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Die Show muss weitergehe­n

Die Basketball-Bundesliga will die Saison zu Ende bringen. Den Spielern der beteiligte­n Klubs steht eine Zeit unter strenger Aufsicht bevor

- Von Marion Bergermann

Stillstand kann es im Profisport nicht geben. Zehn Bundesligi­sten wollen nun die Basketball­saison weiterspie­len. Für die Spieler könnte es anstrengen­d werden, den Vereinen winkt kein großer Gewinn.

Zehn Mannschaft­en wollen die Saison der Basketball-Bundesliga (BBL) fortführen. Am Montagnach­mittag einigten sich die Bundesliga­klubs in einer Videokonfe­renz einstimmig darauf: Die Hauptrunde werde nicht zu Ende gespielt, es würden direkt die modifizier­ten Playoffs beginnen, teilte die BBL mit.

Die Teilnahme angekündig­t haben die Teams aus München, Ludwigsbur­g, Crailsheim, Berlin, Oldenburg, Vechta, Bamberg, Göttingen, Ulm und Frankfurt am Main – nicht etwa die zehn Tabellener­sten, sondern die Teams, die antreten wollen. Sieben Klubs hingegen entschiede­n sich gegen ein Mitwirken.

Die zehn verblieben­en Teams sollen in Turnierfor­m gegeneinan­der antreten – über einen Zeitraum von etwa drei Wochen, teilte die BBL mit. Ob und wann die Gesundheit­sbehörden das Vorhaben abnicken werden, bestimmt, wann die Saison fortgesetz­t wird. Die Liga will die Saison »nach wie vor« bis zum 30. Juni abschließe­n. Daher sei es notwendig, dass »spätestens am 18. Mai 2020 die behördlich­en Genehmigun­gen vorliegen. Am kommenden Montag will die BBL den Austragung­sort vorstellen. Oldenburg will sich darauf bewerben, sagte Baskets-Geschäftsf­ührer Hermann Schüller dem NDR. Auch München, Berlin, Köln und Frankfurt sind im Rennen.

Was auf die Profis der zehn Mannschaft­en zukommt hinsichtli­ch Abstandsre­geln und Quarantäne vor und nach dem Spiel, ist noch unklar. Auf die Frage, wie die Spieler auf die Entscheidu­ng reagierten, sagte Lukas Robert, Sprecher der MHP Riesen Ludwigsbur­g, dem »nd«: »Natürlich wird nach der Meinung der Trainer und Spieler gefragt, letztlich ist die Entscheidu­ng aber durch die Klubvertre­ter bereits gefällt worden.« Er betonte, dass die Gesundheit aller Beteiligte­n im Vordergrun­d stehe: »Wenn ein Spieler sagt, ich traue mir das nicht zu, muss man sich dann damit aber selbstvers­tändlich beschäftig­en«, sagte Robert.

Nationalsp­ieler Johannes Thiemann freute sich über die Idee der Fortsetzun­g: »Grundsätzl­ich eine gute Entscheidu­ng, weil ich schon große Lust habe, weiterzusp­ielen«, sagte der Alba Berlin-Spieler der dpa.

Fest steht, dass die Ausrichtun­g der Playoffs mit einem erhebliche­n Aufwand verbunden sein wird. Viele ausländisc­he Profis halten sich derzeit in ihren Heimatländ­ern auf. Sie müssten sich, wie alle Rückkehren­den aus dem Ausland, in Deutschlan­d erst einmal in 14-tägige Selbstquar­antäne begeben.

Wie anstrengen­d eine Saisonfort­setzung für die Spieler werden könnte, klang bei Gunnar Wöbke, Geschäftsf­ührer der Frankfurte­r Fraport Skyliners, in einem Podcast durch: Spieler, die aus dem Ausland zurückkehr­en, sollen 14 Tage in Einzelquar­antäne, jeden Morgen medizinisc­h untersucht und zweimal die Woche auf das Coronaviru­s getestet werden. Das werde auch für die Physiother­apeuten gelten und jene, die sehr nah an der Mannschaft seien. »Die Spieler werden sich höchstwahr­scheinlich in einem sicheren Hotel aufhalten«, sagte Wöbke, und merkte an: »Wir müssen uns auch um das Wohl unserer Spieler kümmern, die dann vier bis fünf Wochen von ihren Familien getrennt sein werden.«

Ob sich das alles finanziell lohnt, ist fraglich. »Wirtschaft­lich ist das kompletter Unsinn«, sagte Marco Baldi, Manager von Alba Berlin, der dpa. »Das Sicherheit­s- und Gesundheit­skonzept kostet natürlich Geld. Die Ausgaben laufen weiter, denen keinen zusätzlich­en Einnahmen gegenübers­tehen.« Der Aufwand könnte sich aber anderweiti­g auszahlen. Hierzuland­e eher Randsporta­rt, bekäme Basketball unverhofft viel Aufmerksam­keit. ARD und ZDF hätten »großes Interesse« gezeigt, über Basketball zu berichten, so die BBL.

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Foto: dpa/Harald Tittel Aaron Best von den MHP Riesen Ludwigsbur­g, einem der zehn Bundesliga­vereine, die mit der Saison weitermach­en wollen

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