nd.DerTag

Altes Wasser in neuen Kannen

Martin Ling über den neuen Fokus in der Entwicklun­gshilfe

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Originell ist der Ansatz von Entwicklun­gsminister Gerd Müller nicht: Die Entwicklun­gszusammen­arbeit wird auf weniger Länder konzentrie­rt. »Weg von der Gießkanne« und hin zu einer »bilaterale­n Zusammenar­beit dort, wo unser Engagement einen Unterschie­d macht und Partner Reformen umsetzen«. Diesen Ansatz verfolgte schon seine Vorvorgäng­erin Heidemarie Wieczorek-Zeul von der SPD in ihrer Amtszeit von 1998 bis 2009 mit demselben Slogan: »Weg von der Gießkanne«.

Der Ansatz hat zwei Aspekte. Zum einen ist es das implizite Eingeständ­nis, dass bisher offenbar mit Mitteln der Entwicklun­gszusammen­arbeit ineffizien­t umgegangen wurde. Gesagt wird das von Müller nicht. Der andere Aspekt ist ein politische­r: Wer unter den Empfängerl­ändern nicht spurt oder politisch unliebsam ist, kann gestrichen werden oder wird gestrichen. Dass Kuba gestrichen werden soll, kann an geringer Wirksamkei­t nicht liegen, Kuba hat diesbezügl­ich einen guten Ruf, und der »roten Heidi« wäre dies nie in den Sinn gekommen. Sie hielt trotz Kritik auch an China als Partnerlan­d fest – mit dem Verweis auf dort erzielte gute Ergebnisse.

Müllers Vorgehen greift bei Weitem zu kurz, zumal es nationalst­aatlich begrenzt ist. Es ist seit Jahrzehnte­n ein Problem, dass die Staaten allein schon in der EU ihre Entwicklun­gszusammen­arbeit nicht koordinier­en, sich in manchen Ländern drängeln, andere ignorieren. Nach wie vor gießt jeder nach seinen nationalen Prioritäte­n. Müller setzt das fort.

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