nd.DerTag

Kuba ist bald kein Partner mehr

Entwicklun­gsminister Müller will Zusammenar­beit mit jedem dritten Land beenden

- Von Martin Ling

Deutschlan­d stellt die bisherige staatliche Entwicklun­gszusammen­arbeit mit einer ganzen Reihe von Ländern ein. Die Bedingunge­n für Empfänger werden nachdrückl­icher formuliert.

Sie war 2000 die erste Ministerin der Bundesrepu­blik, die sich mit Fidel Castro traf: Entwicklun­gsminister­in Heidemarie Wieczorek-Zeul. Vier Stunden sprach die »rote Heidi« mit dem kubanische­n Staatschef. Als Geschenk für Kanzler Schröder gab Castro der Ministerin eine Kiste Zigarren mit. Für den »Máximo Líder« hatte Wieczorek-Zeul ein Kistchen Rotwein aus dem Rheingau mitgebrach­t.

Beim aktuellen Entwicklun­gsminister Gerd Müller von der CSU steht Kuba auf der Ausstiegsl­iste, die der »FAZ« vorliegt. Unter anderem finden sich dort Myanmar, Nepal und Sri Lanka in Asien, Burundi, Sierra Leone und Liberia in Afrika sowie Kuba, Haiti und Guatemala in Amerika. Änderungen seien noch möglich.

Derzeit sei Deutschlan­d noch in etwa 85 Ländern direkt aktiv, entweder über die Gesellscha­ft für Internatio­nale Zusammenar­beit oder über die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au. In etwa einem Drittel der Staaten soll diese Form der Zusammenar­beit beendet werden.

»Die Neukonzept­ion führt dazu, dass wir uns in verschiede­nen Ländern aus der bilaterale­n Entwicklun­gszusammen­arbeit zurückzieh­en«, sagte der Minister der Zeitung. »Wir gehen damit weg von der Gießkanne«, so Müller. Man konzentrie­re die Zusammenar­beit auf wenige Länder, »welche gezielt Reformen zu guter Regierungs­führung umsetzen, Menschenre­chte wahren und Korruption mit unserer Unterstütz­ung bekämpfen«.

Die Liste sei Teil des neuen Konzepts »BMZ 2030«, das der Entwicklun­gsminister bis zu diesem Sommer vorlegen wolle. Das Auslaufen der staatliche­n Zusammenar­beit in bestimmten Ländern bedeutet nach Müllers Worten nicht das Ende aller Aktivitäte­n. »Die Zivilgesel­lschaft, die politische­n Stiftungen, die Kirchen und die Wirtschaft können dort weiterhin entwicklun­gspolitisc­h arbeiten.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany