Verletzt und beschimpft
Essen: Familie beklagt rassistische Polizeigewalt
Der Fall ist brisant: In einem auf Instagram veröffentlichten Video berichtet der Essener Omar Ayoub vom Eindringen von Polizisten in die Wohnung seiner Familie und von brutaler Gewalt gegen sich selbst und seinen Vater.
Nach Angaben des 23-Jährigen waren am 25. April zwei Polizisten aufgrund einer Meldung wegen Ruhestörung zum Haus der Familie gekommen. Als er sie aufgrund eines fehlenden Durchsuchungsbeschlusses nicht habe einlassen wollen, hätten sich die Beamten gewaltsam Zutritt verschafft. Im Video zeigt Ayoub Verletzungen: zahlreiche Wunden an seinem Kopf und an dem seines Vaters. Die Hand des 23-Jährigen ist gebrochen, auch Rücken und Arme sind mit Schürfwunden und Hämatomen übersät.
Im Gespräch mit »nd« berichtete Ayoub, dass die Polizisten ihn und seine Familie auch rassistisch beleidigt hätten: »Dreckslibanesen«, »ehrloser Kanake«, »Geht dahin zurück, wo ihr herkommt, ihr Tiere«, sollen sie gesagt haben. »Das sind rassistische Polizisten. Solche Leute gehören nicht in die
»Das sind rassistische Polizisten. Solche Leute gehören nicht in die Polizei.«
Omar Ayoub
Polizei«, empört sich Ayoub und fordert, dass die Beamten zur Rechenschaft gezogen werden.
Gegen Ayoub und seinen Vater wurde ein Strafverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Eine Polizeisprecherin erklärte, man habe zugleich »routinemäßig« ein Verfahren gegen die zwei Beamten eingeleitet. Mit der Polizei Bochum habe eine »neutrale Stelle« dessen Prüfung übernommen.
Nach Darstellung der Polizei soll die Familie die Polizisten attackiert haben. Ayoub habe »plötzlich« versucht, »die Tür zuzuschmeißen«. Die Polizisten hätten dies verhindert, woraufhin »der Aggressor mit Faustschlägen auf sie losging«. Dem »nd« sagte Ayoub, weil die Beamten gesagt hätten, sie wollten das Haus aufgrund der Meldung wegen Ruhestörung durchsuchen, habe er nach einem Durchsuchungsbeschluss gefragt. Den gab es nicht, was eine Polizeisprecherin gegenüber »nd« bestätigte. Ein solcher sei auch nicht unbedingt nötig, erklärte sie. Man habe nur die Identität der Anwesenden feststellen wollen.
Ayoub versichert, er habe sich »respektvoll« verhalten. Trotzdem habe ihm ein Beamter nach dem Eindringen in die Wohnung die Brille von der Nase gezogen und ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Sein Vater, der dazwischengehen wollte, als die Beamten den Sohn schlugen, sei daraufhin ebenfalls geschlagen worden, berichtet der 23-Jährige. Kurz darauf hätten bis zu 15 weitere Polizisten die Wohnung gestürmt und auf den am Boden liegenden Vater eingeschlagen. Er selbst sei in den Garten gezogen und mit einem Knüppel auf den Rücken geschlagen worden, so Ayoub.
Es ist das dritte Mal in drei Monaten, dass die Essener Polizei auffällt: Im Februar soll ein Mann in Gewahrsam verprügelt worden sein, Anfang März hatte eine Frau rassistische Polizeigewalt gegen sich und ihre Töchter auf einer Wache beklagt, als sie Anzeige wegen Diebstahls erstatten wollte.