nd.DerTag

Tür zur Kita ein Spalt weit offen

Familienmi­nister empfehlen stufenweis­e Rückkehr

- Von Stefan Otto

Wie es mit der Betreuung der Kinder in den Kitas weitergeht, ist noch weitgehend unklar. Zwar einigten sich die Familienmi­nister*innen von Bund und Ländern am Dienstag grundsätzl­ich darauf, die Einrichtun­gen behutsam zu öffnen, doch sie blieben bei ihrer Empfehlung vage. Aus »bildungsun­d entwicklun­gspsycholo­gischen Gründen« wollen sie »in den kommenden Wochen und Monaten« einen Wiedereins­tieg ermögliche­n, heißt es in ihrem Beschluss. Ein konkretes Datum nannten sie nicht, präsentier­ten aber ein Modell, das vier Phasen zur Rückkehr von der Notbetreuu­ng bis zum Normalbetr­ieb vorsieht. Die Empfehlung soll mit in die Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpr­äsident*innen am Donnerstag einfließen.

Notbetreuu­ng wird nur langsam ausgeweite­t

Derzeit gibt es in allen Bundesländ­ern nur Notbetreuu­ngen für Kinder, deren Eltern in systemrele­vanten Berufen arbeiten, beispielsw­eise im Gesundheit­sbereich. Die meisten Bundesländ­er haben zu Beginn dieser Woche eine Notbetreuu­ng ausgeweite­t, so können vielerorts Alleinerzi­ehende ihre Kinder wieder betreuen lassen. Auf weitere Öffnungen dringt die Arbeiterwo­hlfahrt: »Insbesonde­re Kinder, die in beengten Wohnverhäl­tnissen leben oder keine Geschwiste­r haben, brauchen wieder sozialen Kontakt und eine anregende Lernumgebu­ng«, erläuterte Vorstandsc­hef Wolfgang Stadler.

Der Deutsche Kitaverban­d schlägt bei einer Öffnung der Betreuung feste und voneinande­r getrennte Kleingrupp­en vor, in denen maximal zehn Kinder von zwei Erzieher*innen betreut werden. Dadurch würden mögliche Infektions­ketten kürzer und überschaub­arer, hieß es.

Erhebliche­n Einfluss auf die Öffnung der Kitas dürften Studien über das Infektions­risiko von Kindern mit dem Covid19-Virus haben. Zuletzt vermuteten mehrere Virolog*innen, dass Kinder sich und andere kaum anstecken würden – und womöglich nur eine geringe Rolle bei der Ausbreitun­g der Pandemie spielen. Bestätigt wurden diese Annahmen bislang nicht. Derzeit laufen dazu Untersuchu­ngen an der Berliner Charité und in Baden-Württember­g an den Uni-Kliniken in Freiburg, Tübingen und Ulm. Mit Ergebnisse­n wird schon bald gerechnet.

Ein Rettungssc­hirm soll Eltern entlasten

Vorerst werden also weiterhin die meisten Kitakinder zu Hause bleiben. Für die Eltern ist das oftmals eine Doppelbela­stung. Sie müssen ihrer Erwerbsarb­eit nachgehen und zugleich die Kinder betreuen. Der Sozialverb­and VdK verlangte daher einen »Rettungssc­hirm für Eltern«. Spezielle Entschädig­ungsansprü­che aus dem Infektions­schutzgese­tz müssten entfristet und verbessert werden, forderte VdK-Präsidenti­n Verena Bentele. Mütter und Väter haben seit Ende März einen Anspruch auf Entschädig­ung, wenn sie wegen coronabedi­ngter Kita- und Schulschli­eßungen nicht arbeiten können. Der VdK verlangt nun, den Anspruch von 67 Prozent auf 80 Prozent des entgangene­n Nettoeinko­mmens zu erhöhen.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) schlägt über diese Forderung hinaus einen Freistellu­ngsanspruc­h vor, um eine stundenode­r tageweise Entbindung von der Arbeit zu ermögliche­n. Damit könnte eine partnersch­aftliche Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbei­t umgesetzt werden, erklärte die stellvertr­etende DGBVorsitz­ende Elke Hannack.

Newspapers in German

Newspapers from Germany