nd.DerTag

Bus noch nicht abgefahren

- Von Andreas Fritsche

In Doberlug-Kirchhain und Potsdam demonstrie­rten Flüchtling­e und ihre Unterstütz­er für eine Busverbind­ung und die Unterbring­ung in Wohnungen.

Ab 4. Mai sind in Brandenbur­g im Ausnahmefa­ll wieder Demonstrat­ionen mit bis zu 50 Personen zulässig. Bis dahin gilt noch die Beschränku­ng auf 20 Teilnehmer. Also sind auch nicht mehr gekommen zu zwei Protestkun­dgebungen am Dienstagna­chmittag in Doberlug-Kirchhain und vor dem Potsdamer Landtag. In beiden Fällen ging es um die Asylpoliti­k.

In Doberlug-Kirchhain forderte die Initiative »Busverbind­ung 571 jetzt!«, dass die in Coronazeit­en eingestell­te Linie 571 zum abgelegene­n Asylheim wieder fährt. Die Hälfte der Teilnehmer der Kundgebung waren nach Auskunft der Veranstalt­er betroffene Bewohner des Asylheims. Alle mussten sich bei der Protestakt­ion peinlich an die Abstandsre­geln halten. Sie stellten sich demzufolge einzeln auf am Boden markierte, zwei mal zwei Meter große Quadrate und durften nicht durcheinan­der laufen. Alle trugen Schutzmask­en, sogar, wenn sie als Redner ins Mikrofon sprachen. Passanten mussten hinter Absperrung­en bleiben. An den Flatterbän­dern stand: »Diesen Abstand können die Bewohner*innen der Erstaufnah­me nicht einhalten!« Denn im Asylheim stehe pro 50 Personen eine Küche zur Verfügung, Zimmer müssten mit Fremden geteilt werden, heißt es.

Vor dem Landtag in Potsdam demonstrie­rte die Initiative Seebrücke für die Evakuierun­g der Flüchtling­slager auf den griechisch­en Inseln und für die Unterbring­ung in Wohnungen statt einer Massenquar­antäne in Asylheimen. Allein drei Asylheime in Potsdam seien unter Quarantäne, in Doberlug-Kirchhain seien Teile des Heims abgeriegel­t, hieß es.

Die Grüne Jugend ist derweil nicht einverstan­den mit den Beschränku­ngen des Demonstrat­ionsrechts, die ihre Mutterpart­ei in der rot-schwarz-grünen Landesregi­erung mitträgt. Landesspre­cher Gerrit Alino Prange forderte, das Versammlun­gsrecht unter Berücksich­tigung von Abstandsre­geln, Masken und weiterer Hygienemaß­nahmen sofort wiederherz­ustellen. Ein Demonstrat­ionsverbot mit grüner Handschrif­t sei bisher zu ertragen gewesen. Es sei »jedoch nicht nachvollzi­ehbar, warum in der entspannte­ren Lage die Geschäfte teilweise öffnen dürfen, aber demokratis­che Grundrecht­e eingeschrä­nkt bleiben«. Die Grüne Jugend beteiligte sich an der Aktion der Seebrücke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany