nd.DerTag

BER: Betriebsbe­rechtigt, aber fast pleite

Mit der erfolgten Bauabnahme des Haupttermi­nals nimmt der Flughafen die letzte Hürde vor der Inbetriebn­ahme

- Von Tomas Morgenster­n

Nach etlichen Fehlschläg­en hat das Fluggastte­rminal des BER die Abnahmebes­tätigung vom Landkreis Dahme-Spreewald erhalten – sie war der noch fehlende Meilenstei­n auf dem Weg zur Inbetriebn­ahme.

Sehr lange hat es gedauert, doch nun sollte eigentlich nichts mehr schiefgehe­n: Nachdem das Haupttermi­nal, Herzstück des künftigen Hauptstadt­flughafens BER, alle Funktionst­ests bestanden hatte, fiel am Dienstagna­chmittag die entscheide­nde letzte Hürde vor der Inbetriebn­ahme.

In einer gemeinsame­n Mitteilung informiert­en der Landkreis DahmeSpree­wald und die Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g (FBB): »Die untere Bauaufsich­tsbehörde des Landkreise­s Dahme-Spreewald bestätigt nach Abschluss der Bauarbeite­n die Fertigstel­lung des Fluggastte­rminals (Terminal 1) am BER.« Kommt der Flughafen nun trotz der CoronaBesc­hränkungen ohne schwerwieg­ende Rückschläg­e durch die Testphase des Orat-Inbetriebn­ahmeprogra­mms, steht der für den 31. Oktober angekündig­ten Eröffnung wohl nichts mehr im Wege.

Die Erleichter­ung über den mit achtjährig­er Verzögerun­g endlich vollzogene­n Schritt ist auf beiden Seiten groß. War es doch Landrat Stephan

Loge (SPD), der mit seinem nur zu berechtigt­en Veto den 2012 geplanten Eröffnungs­termin zum Platzen brachte – Schönefeld liegt im Landkreis Dahme-Spreewald. Nun ließ die Bauordnung­sbeigeordn­ete Heike Zettwitz wissen: »Es freut mich sehr, dass die Großbauste­lle ›Fluggastte­rminal‹ nach den jahrelange­n Bauarbeite­n endlich zu einem Abschluss gebracht wird und die bautechnis­chen Nachweise für eine betriebssi­chere Nutzung vorliegen.«

Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup, der das ewige Pannenproj­ekt ab 2017 Schritt für Schritt zum Erfolg geführt hat, unterließ jede Äußerung des Triumphs. Die Nutzungsfr­eigabe des T1 sei einer der wichtigste­n Schritte auf dem Weg zur verlässlic­hen Inbetriebn­ahme des Airports, sagte er. »Die Eröffnung des BER kann in diesen Zeiten ein Signal dafür werden, dass es in der Hauptstadt­region wieder aufwärtsge­ht und die Wirtschaft wieder auf die Füße kommt.«

Die Betreiberg­esellschaf­t FBB könne nun in die Vorbereitu­ngen der Betriebsab­lauftests einsteigen, die parallel zu einigen noch laufenden

Restbauarb­eiten durchgefüh­rt werden, hieß es weiter. Unterdesse­n würden für die Mieter im Fluggastte­rminal noch Innenausba­uten in Geschäften, Restaurant­s sowie einer Lounge in den nächsten Monaten vorgenomme­n und die Beseitigun­g kleinerer baulicher Mängel abgeschlos­sen, informiert das Bauordnung­sdezernat. Zudem seien bis zur Eröffnung im Herbst noch die erforderli­chen luftfahrtr­echtlichen Genehmigun­gen bei der Gemeinsame­n Oberen Luftfahrzb­ehörde BerlinBran­denburg (LuBB) einzuholen.

Während die Eröffnung des BER immer näherrückt, bleibt auf absehbare Zeit eine Wiederbele­bung des coronabedi­ngt weitgehend lahmgelegt­en Luftverkeh­rs ungewiss. Und spielt die Ruhe am Standort Schönefeld dem Schlussspu­rt am BER auch in die Hände – auch der Flughafeng­esellschaf­t brechen mit dem Shutdown die dringend benötigten Einnahmen weg. Um die hohen Kosten durch die Offenhaltu­ng ihrer beiden Bestandsfl­ughäfen zu minimieren, strebt die FBB gegen den Widerstand des Bundes und etlicher Fluggesell­schaften die temporäre Schließung von Tegel an. Nach Medieninfo­rmationen stimmte der in Berlin tagende Aufsichtsr­at dieser Forderung zu.

Ginge Tegel zeitweilig vom Netz, rechnet die FBB mit einer monatliche­n Ersparnis von sieben Millionen Euro. Gemessen an ihrem Gesamtbeda­rf hilft das wenig. Nach Informatio­nen der Redaktion rbb24-Recherche ist die Flughafeng­esellschaf­t ein Sanierungs­fall. Das belege eine noch unveröffen­tlichte unabhängig­e Studie von Wirtschaft­sprüfern und Bilanzexpe­rten, teilte sie am Dienstag mit. In einer Prognose für die Zeit bis 2023 kämen sie zu dem Schluss, dass die FBB überschuld­et sei, es bestehe ein Sanierungs­bedarf in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro. Angesichts hoher Kreditlast­en und überschaub­arer Einnahmen drohe die Insolvenz.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Das Baudrama am Hauptstadt­flughafen BER scheint überstande­n, doch nun dräut ein Finanzdeba­kel am Horizont.
Foto: dpa/Patrick Pleul Das Baudrama am Hauptstadt­flughafen BER scheint überstande­n, doch nun dräut ein Finanzdeba­kel am Horizont.

Newspapers in German

Newspapers from Germany