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Einladung zum Urlaub mit Einschränk­ungen

Berliner möchten statt ins Ausland nach Brandenbur­g reisen – der hiesigen Tourismusb­ranche macht das ein wenig Hoffnung

- Von Andreas Fritsche

Während Brandenbur­gs Tourismusb­ranche wegen der CoronaPand­emie in einer tiefen Krise steckt, gibt es auch einen Hoffnungss­chimmer.

Die Nachricht stützt sich nicht auf eine repräsenta­tive Befragung. Sie klingt aber plausibel. Die thematica GmbH betreibt zehn Internetse­iten, über die 15 000 Hotels gebucht werden können. Sie meldete, an den Suchanfrag­en sei ablesbar, dass sich die Bundesbürg­er von Reiseziele­n im Ausland auf solche im Inland umorientie­ren. Die Berliner interessie­ren sich demnach nun verstärkt für einen Urlaub in Bayern, an der Ostsee oder in Brandenbur­g.

Kein Wunder, Flugreisen werden in diesem Sommer wegen der Coronakris­e bestimmt nicht möglich sein. Experten schätzen, dass sich das Geschäft

mit Fernreisen erst 2023 normalisie­rt.

Den möglichen Ansturm im Sommer bezeichnet­e Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch im RBB-Inforadio als Chance. Er sagte: »Da heißen wir jeden willkommen. Trotzdem wird diese Einladung mit Einschränk­ungen verbunden sein.« Dass die Badeseen total gesperrt werden, könne er sich nicht vorstellen. Aber, dass man versucht, die Mengen zu steuern und die Zugangsweg­e zu kontrollie­ren, um die Belastung an den Seen in den Griff zu bekommen. Doch zunächst gehe es noch darum, Hotels und Gaststätte­n erst einmal über die Zeit zu retten, wie Steinbach erklärte. »Denn im Augenblick ist die Situation komplett null.«

In Not befinden sich auch die 1500 Reisebüros in Brandenbur­g mit ihren insgesamt 3500 Mitarbeite­rn. Sie machen gewöhnlich 1,5 Milliarden

Euro Umsatz im Jahr. Damit ist es jetzt Essig. Am Mittwoch machten Reisebüros auf dem Alten Markt in Potsdam auf ihre Situation aufmerksam. Sie forderten ein »bedingungs­loses Unternehme­reinkommen in

Jörg Steinbach, SPD-Wirtschaft­sminister

Höhe von 1000 Euro für zwölf Monate, wenn coronabedi­ngt substanzie­lle Umsatzeinb­rüche von mindestens 50 Prozent nachweisba­r sind«, wie Katharina Rufledt von der Reiseagent­ur Rufledt mitteilte. Nur 20 Büros waren wegen der gegenwärti­gen Beschränku­ng der Demonstrat­ionsfreihe­it zugelassen. Die restlichen waren symbolisch mit Koffern vor Ort, erklärt Rufledt.

Derweil klingt die erste Welle der Corona-Epidemie offenbar ab. 2860 Brandenbur­ger haben sich bislang mit dem Virus infiziert, 2010 von ihnen gelten bereits als wieder genesen. Mit 114 Infizierte­n pro 100 000 Einwohnern liegt Brandenbur­g deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt von 191, die Stadt Potsdam allerdings liegt mit dem Wert 329 weit darüber. 137 infizierte Brandenbur­ger sind gestorben, 142 liegen im Krankenhau­s, 22 müssen beatmet werden.

Das sei im Vergleich mit den vergangene­n Tagen ein »Tiefstand« und »erfreulich«, sagte Gesundheit­sministeri­n Ursula Nonnemache­r (Grüne) am Mittwoch im Sozialauss­chuss des Landtags. An der Brandenbur­gKlinik in Bernau, die mit einem massiven Corona-Ausbruch zu kämpfen hatte, scheine sich die Lage zu entspannen, hat die Ministerin gehört. Nächste Woche könne diese Klinik vielleicht wieder »ans Netz« gehen.

Seit Mitte März wurden die Beatmungsp­lätze an brandenbur­gischen Krankenhäu­sern von 531 auf 886 aufgestock­t, doch derzeit sind lediglich 22 mit Corona-Patienten belegt. Auch sonst sind die vorsorglic­h frei gemachten Betten kaum ausgelaste­t. Das Gesundheit­sressort empfiehlt nun, hinausgezö­gerte Operatione­n vorzunehme­n. Sonst könnte es noch zu der absurden Situation kommen, dass das Krankenhau­spersonal in Kurzarbeit geschickt wird. Doch allein diese Idee wies Nonnemache­r weit von sich.

25 Prozent der Beatmungsk­apazitäten sollen weiterhin für Corona-Patienten reserviert bleiben, und es soll gesichert sein, dass innerhalb von 48 bis 72 Stunden auch wieder mehr Beatmungsp­lätze für sie zur Verfügung gestellt werden können.

»Dass die Badeseen total gesperrt werden, kann ich mir nicht vorstellen.«

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