nd.DerTag

Daniel Lücking über das Urteil zu den Afganistan-Papieren

Daniel Lücking über die Lageberich­te der Bundeswehr

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Die Truppe hat gezeigt, wie weit sie geht. Die Afghanista­n-Papiere, die sonst nur Bundestags­abgeordnet­e zu sehen bekommen, sollten um jeden Preis wieder aus dem Netz genommen werden. Als das Argument »Sicherheit der Truppe« nicht griff, instrument­alisierte man das Urheberrec­ht, um per gerichtlic­her Anordnung die Funke-Mediengrup­pe zu zwingen, Artikel und Papiere zu löschen. Nach fünf Jahren hat Funke nun Recht bekommen. Die Papiere sind wieder online. Sie bieten mehrere Recherchea­nsätze. Nun sind Vergleiche zu den Pressemitt­eilungen der Bundeswehr möglich. Teilweise erhielten Parlamenta­rier*innen weniger oder andere Informatio­nen über die Geschehnis­se, als die Bundeswehr in der Pressemeld­ung schilderte. Brisanter sind aber die persönlich­en Abgleiche, die Soldat*innen nun mit ihren Erlebnisse­n vor Ort machen können. Das Problem dabei: Soldat*innen geraten in Verdacht, das Erlebte zu übertreibe­n oder Ereignisse erfunden zu haben, sobald sie nicht in den schriftlic­hen Meldungen enthalten sind.

Die Afghanista­n-Papiere machen deutlich, wie wenig die Bundesregi­erung von einer »Parlaments­armee« hält. Abgeordnet­e sollen Einsätze abnicken, manchmal auch erst im Nachhinein. Soldat*innen wird das Bild vermittelt, das Parlament begleite die Einsätze kritisch, während Parlamenta­rier*innen sich Informatio­nen lieber bei den wenigen Besuchen in den Einsatzgeb­ieten holen anstatt aus den herunterge­spielten Meldungen, die es auf offizielle­m Wege gibt. So kann von der Bundeswehr als Parlaments­armee kaum die Rede sein. Doch Parlaments­armee klingt einfach besser als Regierungs­truppe.

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