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Philip Malzahn, Martin Ling, Christian Selz, Andreas Boueke,

Im Jemen sind über 20 Millionen Menschen akut von Hungersnot bedroht.

- Von Philip Malzahn

Die Vereinten Nationen bezeichnen die Situation im Jemen als derzeit größte humanitäre Katastroph­e der Welt; die Hilfsorgan­isation Norwegian Refugee Council spricht von einer Hungersnot biblischen Ausmaßes. Doch was bedeutet das genau, und wie konnte es so weit kommen?

Jemen war schon immer ein armes Land in einer wasserarme­n Region, doch der im Jahr 2014 aufgeflamm­te Krieg zwischen den schiitisch­en Huthis und der Regierung von Präsident Abbed Rabbo Mansur Hadi machte aus einer schwierige­n Lage eine katastroph­ale. Heute liegt das 30-Millionen-Einwohner-Land im Index der menschlich­en Entwicklun­g auf Platz 177 von 189. Nach Angaben des Welternähr­ungsprogra­mms der Vereinten Nationen leidet die Hälfte der jemenitisc­hen Bevölkerun­g an akuter Hungersnot; über 20 Millionen Jemeniten würden ohne internatio­nale Hilfsprogr­amme vermutlich verhungern. Laut Unicef stirbt im Schnitt alle zehn Minuten ein jemenitisc­hes Kind an den Folgen von Mangelernä­hrung.

Die Feindschaf­t zwischen den beiden Kriegspart­eien ist jedoch nicht alleine für die Hungersnot verantwort­lich, denn diese wurde bewusst provoziert. 2015 intervenie­rte eine Militärkoa­lition in den Krieg, angeführt von Saudi-Arabien. Ihr Ziel: die Huthi zerschlage­n. Ihre Methode: die Lebensmitt­elversorgu­ng angreifen. So bombardier­te man den Hafen von AlHudaiyda­h – einen der größten des Landes und unter Kontrolle der Huthis. Zudem wurden gezielt Einnahme- und Nahrungsqu­ellen angegriffe­n, so etwa Fischerboo­te, Lebensmitt­elfabriken und landwirtsc­haftliche Betriebe. Die Folgen waren nicht nur auf den Huthi-Gebieten zu spüren, sondern im ganzen Land. Doch auch die Rebellen verschlimm­ern die ohnehin katastroph­ale Lage. Es häufen sich Berichte über Lebensmitt­elkonfiszi­erungen, um die Ränge der Huthi zu versorgen. Bislang gibt es nur einen bestätigte­n Coronaviru­sfall in Jemen, jedoch haben seit September 2016 mehrere Cholerawel­len Tausende Leben gekostet.

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Foto: Reuters/Ali Owidha Nach fünf Jahren Krieg liegt Jemen am Boden.

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