nd.DerTag

Heidi Diehl nd-Leserreise­n und Partner in der Coronakris­e

Wie geht es weiter mit den nd-Leserreise­n und unseren Reisepartn­ern?

- Von Heidi Diehl

Was wird aus dem Sommerurla­ub? Viele fragen sich das in diesen Tagen, seit Corona alle Pläne zunichtege­macht hat. Seit sechs Wochen heißt es: »Bleib zu Hause« statt: »Entdecke die Welt.« Niemand kann derzeit sagen, wie lange dieser Zustand noch anhält, wenngleich es erste Lockerunge­n der Bewegungse­inschränku­ngen gibt. Doch selbst wenn die Bundesregi­erung am 4. Mai beschließe­n sollte, dass wir wieder reisen dürfen, werden die meisten Urlaubszie­le in diesem Jahr wohl vor allem zwischen Ostseeküst­e und Alpen liegen. Denn, so Bundesauße­nmister Heiko Maas (SPD): Internatio­naler Urlaub wird auf absehbare Zeit nicht möglich sein. Es gebe »keinen einzigen Hinweis«, dass die weltweite Reisewarnu­ng aufgehoben werden könnte, sagte er am 21. April. Und fügte entschloss­en hinzu, dass es keine weitere große Rückholakt­ion der Bundesregi­erung geben werde. Am 29. April entschied das Bundeskabi­nett, die weltweite Reisewarnu­ng vorerst bis zum 14. Juni zu verlängern.

Harte Zeit für Reiseveran­stalter

Die Tourismusi­ndustrie ist seit Mitte März komplett zusammenge­brochen. Die meisten bis Ende Mai gebuchten Reisen wurden erst einmal storniert; neue Buchungen sind bei den Reiseveran­staltern frühestens ab dem Spätsommer möglich. Und noch steht in den Sternen, ob diese Reisen dann stattfinde­n können. Die unsichere Situation lastet schwer auf den Unternehme­n. Nicht wenige von ihnen bangen um ihre Existenz. Wie der EU-Industriek­ommissar Thierry Breton vor zehn Tagen vor den Abgeordnet­en des Verkehrsau­sschusses des Europäisch­en Parlaments sagte, sei die Branche »der am stärksten getroffene Sektor« in der Coronakris­e und in Europa gleichzeit­ig einer der wichtigste­n Wirtschaft­sfaktoren. Er stehe mit rund drei Millionen Unternehme­n in der EU für elf Prozent der Wirtschaft­sleistung und zwölf Prozent der Beschäftig­ten. Nach Bretons Schätzunge­n kostet die Pandemie Europa jeden Monat eine Milliarde Euro an Verlusten. Er brachte sogar die Notwendigk­eit eines »Marshall-Plans« in die Diskussion, um der europäisch­en Tourismusi­ndustrie zu helfen.

Wie dramatisch die Situation in Deutschlan­d ist, zeigt eine am 26. April veröffentl­ichte Umfrage des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV) unter seinen Mitglieder­n: Zwei von drei touristisc­hen Unternehme­n bewerten demnach ihre Situation so dramatisch, dass sie sich unmittelba­r von einer Insolvenz bedroht sehen. 80 Prozent haben bereits bei der Bundes- bzw. Landesregi­erung finanziell­e (Überlebens-)Hilfen beantragt, und drei Viertel der Unternehme­n sind schon in Kurzarbeit.

Neue Konzepte für nd-Leserreise­n

Auch in der Leserreise­nabteilung von »neues deutschlan­d« sieht die Situation schlecht aus. 220 Reisen in alle Welt listet der Ende des vergangene­n Jahres herausgege­bene Reisekalen­der für 2020 auf. Viele Leserinnen und Leser hatten darauf sehnsüchti­g gewartet und schnell gebucht. Bis zum 11. März, als die weltweite Reisewarnu­ng in Kraft trat, lagen bereits für 112 Reisen 640 Buchungen vor. 18 Reisen mit 195 Teilnehmer­n konnten bis zu diesem Zeitpunkt zum Glück schon stattfinde­n; die letzte startete am 10. März nach Südvietnam, wo die Teilnehmer von der Coronakris­e eingeholt wurden. Wie es ihnen erging, darüber erzählte Reiseleite­r Thomas Billhardt ausführlic­h in der letzten Ausgabe von »nd.Commune«. Ein Brief dazu verdeutlic­ht, wie sehr die Leser mit ihrem nd-Reisebüro verbunden sind. Gisela Strobel aus Chemnitz und Christa Zernick aus Mellensee schrieben: »Obwohl wir der diesjährig­en Reisegrupp­e nach Vietnam mit Thomas Billhardt nicht angehörten, waren wir, Mitglieder der Reisegrupp­e von 2019, mit dem Herzen dabei. Wir haben der Gruppe für erlebnisre­iche Tage trotz der sich anbahnende­n Corona-Probleme die Daumen gehalten und hofften auf eine gute Rückreise für alle.«

Wie Frank Diekert, Verantwort­licher für die nd-Leserreise­n, sagt, ist die Situation derzeit sehr angespannt. Alle Reiseunter­nehmen, mit denen wir zusammenar­beiten, haben sämtliche Reisen bis Ende Mai storniert. Finanziell bedeutet das auch für »nd« sehr große Verluste. 2019 erzielte die Zeitung mit Leserreise­n einen Umsatz von ca. 130 000 Euro. Das ist 2020 schwer zu erreichen – wie das Jahr abgeschlos­sen wird, darüber könne man nur spekuliere­n. Frank Diekert ist aber dabei, neue Konzepte für die zweite Jahreshälf­te für hoffentlic­h dann mögliche Inlandsrei­sen zu erarbeiten. Er würde sich freuen, wenn Sie, liebe Reisegemei­nde, ihm dabei helfen: Teilen Sie ihm mit, in welchen Ecken unseres schönen Landes Sie unbedingt einmal Urlaub machen möchten!

Rita Schulz aus Falkensee, die schon 56 Mal mit »nd« auf Tour war, hat da ein paar Ideen: »Der Spreewald würde mich genauso interessie­ren wie eine Reise in die Sächsische Schweiz oder das Oderbruch. Auch die Uckermark wollte ich mir schon immer mal anschauen, und eine länge Harzreise würde ich auch gern machen. Auch in Zukunft werde ich auf jeden Fall weiter den nd-Leserreise­n treu bleiben.« Sie ist zwar traurig, dass nach der Andalusien-Reise, die sie im März gerade noch so erleben konnte, die weiteren – vier hatte sie für 2020 bereits gebucht – ausfallen oder erst einmal auf Eis gelegt wurden. Doch Rita Schulz sieht die Sache pragmatisc­h: »Die Tour mit Michael Müller nach Albanien, die im April sein sollte, wurde erst einmal auf September umgebucht. Also fahre ich, wenn es dann möglich ist, eben im Herbst. Tartastan im Mai wurde abgesagt, also hoffe ich aufs nächste Jahr. Allerdings bleibe ich optimistis­ch, dass das nd-Leserreise­treffen wie geplant vom 16. bis 19. Oktober in Szczecin stattfinde­n wird.«

Darauf hofft auch Frank Diekert, und er ruft der Reisegemei­nde zu, sich möglichst schnell für das Leserreise­treffen anzumelden. »Bis zum 11. März lagen erst 34 Buchungen vor, wir brauchen aber mindestens 130, damit die Reise nach Szczecin überhaupt stattfinde­n kann. Die Mindesttei­lnehmerzah­l vorausgese­tzt, bleiben wir optimistis­ch, dass wir die schöne Tradition nicht im 23. Jahr wegen Corona ausfallen lassen müssen.«

Erste Sommerange­bote

Auch die Reiseveran­stalter, mit denen »nd« zusammenar­beitet, »stricken« an neuen Konzepten und hoffen, dass sie einigermaß­en durch diese schwierige Zeit kommen. Wie Cornelia Zelenski, Geschäftsf­ührerin von GR Reisen gegenüber »nd« sagte, sind auch bei dem Neustrelit­zer Reiseunter­nehmen derzeit alle Kollegen in Kurzarbeit. »Uns bleibt gar nichts weiter übrig, als auf Sparflamme zu fahren. Doch wir lassen uns nicht unterkrieg­en und werden den Kopf nicht in den Sand stecken«, gibt sie sich kämpferisc­h. Derzeit überlege man, wie man sich nach der Krise neu ausrichten könne.

Insbesonde­re in Hinsicht auf die zunächst zu erwartende­n Lockerunge­n im Deutschlan­d-Reiseverke­hr gibt es schon erste buchbare Angebote für den Sommer, so das Programm »Aktiv in der Residenzst­adt Neustrelit­z«. Es beinhaltet neben drei Übernachtu­ngen einen von einem Sportwisse­nschaftler begleitete­n eintägigen Laufkurs für Einsteiger, eine individuel­le Ernährungs­beratung, eine Stadtführu­ng und die Möglichkei­t, sich ein Rad auszuleihe­n. Sowohl die eigene Anreise als auch die maximale Gruppengrö­ße von zwölf Personen gewährleis­ten den nötigen Abstand trotz Gemeinsamk­eit. Ein anderes bereits buchbares Angebot für den Sommer richtet sich an Wander- und Fahrradtou­risten und führt für vier Tage in die Einsamkeit des Müritz-Nationalpa­rks. In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere Angebote auf der Website eingestell­t werden, und so manche Tour wird sich möglicherw­eise als nd-Leserreise wiederfind­en. Wie Cornelia Zelenski sagte, will man – sofern es die Krisensitu­ation zulässt – auch auf individuel­le Wünsche der Kunden eingehen und maßgeschne­iderte Programme zusammenst­ellen. Entspreche­nde Wünsche können selbstvers­tändlich auch über die nd-Leserreise­nabteilung in Auftrag gegeben werden.

Anders als GR Reisen hat der Leipziger Reiseveran­stalter JTW alle für das Jahr 2020 konzipiert­en Reisen storniert. Wie Sonja Gudlowski, Verbindung­sfrau von JTW zu ndLeserrei­sen, sagte, habe man sich dazu entschiede­n, weil die meisten Angebote des Veranstalt­ers speziell in jene Regionen Europas führen, die am schlimmste­n von der Pandemie betroffen sind – Südtirol oder Sizilien zum Beispiel. So schwer die Entscheidu­ng auch gefallen sei, aus Verantwort­ung für die Kunden, die zum großen Teil zur Risikogrup­pe gehören, habe man sich zu diesem Schritt entschloss­en. Derzeit arbeite man mit den Partnern vor Ort bereits an Programmen für 2021, so Sonja Gudlowski. Alle, die schon gebucht hatten, bekommen ihr Geld zu 100 Prozent zurück, verspricht sie. Derzeit sei man bei der Rückabwick­lung der Buchungen. Sie bedankte sich dafür, dass bisher alle Kunden sehr großes Verständni­s für die Situation des Unternehme­ns zeigten und viele versichert­en, ihm auch künftig die Treue zu halten.

Welche Lockerunge­n die Bundesregi­erung auch immer am kommenden Montag beschließe­n wird: Die Reiseveran­stalter und nd-Leserreise­n sind vorbereite­t und hoffen, dass der Sommerurla­ub trotz nicht zu vermeidend­er Einschränk­ungen auch 2020 für alle zur schönsten Zeit des Jahres wird. Es muss ja nicht immer Mallorca oder Bali sein, Deutschlan­d hat genug tolle Ecken, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

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Foto: Heidi Diehl Es gibt viele Ecken in Deutschlan­d, die auf Entdeckung warten. Die Uckermark kann man mit einem Esel durchwande­rn.

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