nd.DerTag

Quereinste­igerin

- René Heilig

Eva Högl soll Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s werden. »Mit ihrer langjährig­en parlamenta­rischen Erfahrung und ihrer breiten Expertise« bringe sie »alle Voraussetz­ungen mit, die es braucht, um dieses Amt erfolgreic­h und wirkungsvo­ll auszuüben«, schreibt Fraktionsc­hef Rolf Mützenich am Mittwoch »mit solidarisc­hen Grüßen« an alle SPD-Abgeordnet­en. Seine bisher für die Bereiche Innen- und Rechtspoli­tik, Verbrauche­rschutz, Kultur und Medien, Sport, Wahlprüfun­g, Immunität und Geschäftso­rdnung zuständige Stellvertr­eterin in der nächsten Sitzungswo­che als Anwältin der Soldatinne­n und Soldaten vorzuschla­gen, war ein echter Coup.

»Welcher sozialdemo­kratischen Binnenlogi­k folgt das?«, schrieb Amtsinhabe­r HansPeter Bartels und fragte ziemlich sauer: »Wie wollen wir miteinande­r, wie soll ich damit umgehen?« Der 59-Jährige, der das Amt seit 2015 – wie Kritiker sagen – zu sehr als Fachmann ausübt, hatte sich um eine Wiederwahl beworben. Zwar wusste er, dass Fraktionsk­ollege Johannes Kahrs gleichfall­s mit dem Posten liebäugelt­e, doch Högl hatten beide nicht auf dem Zettel.

»Frau Högl hat mit der Bundeswehr so viel zu tun wie ich mit dem Mäusemelke­n«, sagte die FDP-Wehrexpert­in Marie-Agnes StrackZimm­ermann in der ihr eigenen Präzision. Högls Biografie bestätigt fehlende Erfahrunge­n auf ihrem geplanten Arbeitsgeb­iet. Geboren wurde sie 1969 in Osnabrück, seit 1987 ist die stets freundlich erscheinen­de Frau SPDMitglie­d. Sie studierte Jura, promoviert­e 1997, arbeitete kurz am Oberlandes­gericht Oldenburg, wechselte ins Bundesmini­sterium für Arbeit und Soziales. Die Liste ihrer Mitgliedsc­haften ist lang, doch nicht eine einzige hat mit Militär, geschweige denn mit Friedenspo­litik zu tun. Für die die in Berlin-Mitte gewählte Abgeordnet­e gewiss einsteht. So wie sie als NSU-Untersuchu­ngserfahre­ne engagiert gegen Rechtsextr­emismus kämpft. Als Quereinste­igerin ins parteipoli­tisch ungebunden­e Wehrbeauft­ragtenamt zu kommen, kann durchaus Vorteile haben. Nur die Art und Weise wird Högl Probleme bereiten.

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Foto: dpa/Wolfgang Kumm Eva Högl

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