nd.DerTag

Sehnsucht nach Jamaika

Aert van Riel erwartet von Grünen keine große Umverteilu­ngspolitik

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Es ist wieder einmal unklar, woran man bei den Grünen wirklich ist. Zwar verspreche­n sie in der Coronakris­e soziale Wohltaten für Hartz-IV-Beziehende und ein milliarden­schweres Konjunktur­programm, eiern aber herum, wenn es um die Frage geht, wer die Krisenkost­en bezahlen soll. Die Grünen bekannten sich auf ihrem Kleinen Parteitag am Samstag lediglich dazu, dass starke Schultern mehr tragen sollten. Klare Pläne zur Besteuerun­g von Spitzenver­dienern und Vermögende­n sucht man bei der Partei aber vergeblich. Sie konnte sich nicht einmal dazu durchringe­n, die Forderung nach einer Vermögensa­bgabe zu beschließe­n. Das dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass die Grünen in der derzeitige­n Situation mit sinkenden Umfragewer­ten keine interne Kontrovers­e wollen. Obwohl es in den vergangene­n Jahren unter ihren Parteichef­s Annalena Baerbock und Robert Habeck ruhiger geworden ist, gibt es nach wie vor viel Streitpote­nzial. Parteilink­e und Realos stehen sich in der Steuerpoli­tik diametral gegenüber.

Die Parteispit­ze will vor allem, dass die Grünen an der nächsten Bundesregi­erung beteiligt werden. Sie weiß, dass das bald eher mit der Union möglich sein dürfte als mit SPD und Linksparte­i. Als die Jamaika-Verhandlun­gen nach der vergangene­n Bundestags­wahl platzten, waren vor allem die Grünen enttäuscht. Dabei wäre von dieser Regierungs­konstellat­ion in den Bereichen Sozialpoli­tik und Verteilung­sgerechtig­keit nichts Positives zu erwarten gewesen.

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