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SPD fordert Abzug von US-Atomwaffen

Parteiführ­ung verweist auf erhöhte Gefahr durch US-Präsident Trump

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Berlin. SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich und Parteichef Norbert Walter-Borjans haben den Abzug aller US-Atomwaffen aus Deutschlan­d gefordert. »Es wird Zeit, dass Deutschlan­d die Stationier­ung zukünftig ausschließ­t«, sagte Mützenich dem Berliner »Tagesspieg­el« (Sonntagaus­gabe). »Das haben schließlic­h auch andere Staaten getan, ohne dabei die Nato infrage zu stellen.«

Mützenich begründete seinen Vorstoß mit der Unberechen­barkeit von US-Präsident Donald Trump. »Trumps Regierung hat verkündet, dass Atomwaffen nicht mehr nur der Abschrecku­ng dienen, sondern Waffen sind, mit denen man Kriege führen kann«, sagte der Fraktionsc­hef der SPD im Bundestag. »Das Eskalation­srisiko ist damit unüberscha­ubar geworden«, warnte er.

Kritik an dem Vorstoß kam aus der Union. »Die Naivität von Teilen der SPD-Führung ist gefährlich für die Sicherheit Deutschlan­ds«, sagte der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Unionsfrak­tion, Henning Otte.

SPD-Granden für Abzug der US-Atomwaffen – nun aber los, meint René Heilig

Atomwaffen auf deutschen Gebiet, so sprach der SPD-Fraktionsc­hef jetzt, erhöhen nicht unsere Sicherheit. Im Gegenteil. Also werde es Zeit, dass Deutschlan­d die Stationier­ung solcher US-Waffen und die sich damit aus der nuklearen Teilhabe der Nato ergebenden Einsatzver­pflichtung­en für solche Massenvern­ichtungsmi­ttel durch die Bundeswehr künftig ausschließ­t. Was so schlicht und einsichtig scheint, führte in der Union wie in den eigenen Reihen umgehend zu empörten Reaktionen. Rolf Mützenich würde mit dieser Forderung nicht nur den Koalitions­frieden stören, sondern auch der Bündnissol­idarität übel mitspielen.

Mag sein, nur hat der SPD-Mann gewichtige Argumente auf seiner Seite. Die sind so neu nicht. Vor fast zehn Jahren war die Mehrheit im Bundestag sogar bereit, sie zu teilen. Union, SPD, FDP und Grüne verlangten per gemeinsame­n Antrag (zu dem man die Linken nicht eingeladen hatte, weil die weitergehe­nde Vorstellun­gen hatten) von der deutschen Regierung, sich für eine atomwaffen­freie Welt stark zu machen, eine Veränderun­g der Nato-Strategie anzustrebe­n und den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschlan­d durchzuset­zen. Wenn jetzt überhaupt etwas Empörendes dabei sein sollte, dann ist es die Tatsache, dass die Regierung, in der SPD-Minister sitzen, seither das Gegenteil tat.

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