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Demos trotz Corona am 1. Mai in Berlin

Staatsanwa­ltschaft geht von »eher linken« Tätern aus

- Von Sebastian Bähr und Martin Kröger

Bei Dreharbeit­en für die Satiresend­ung »heute-show« ist am Freitag in Berlin-Mitte ein ZDF-Team von Unbekannte­n angegriffe­n worden. Laut Polizei haben 20 bis 25 Vermummte die vier Journalist­en und ihre drei Sicherheit­sbegleiter unvermitte­lt attackiert. Mehrere Personen mussten im Krankenhau­s behandelt werden. Die Täter sollen offenbar auch mit einer Metallstan­ge zugeschlag­en und Personen am Boden getreten haben. Der Angriff hat im Umfeld der »Hygiene-Demonstrat­ion« stattgefun­den, an der selbsterkl­ärte Linke, aber auch extreme Rechte und Verschwöru­ngstheoret­iker teilnahmen. Nach der Attacke konnte die Polizei sechs der mutmaßlich­en Täter festnehmen. Diese wurden jedoch am Samstagabe­nd wieder freigelass­en, nach Informatio­nen der Generalsta­atsanwalts­chaft wurde auf Haftbefehl­e verzichtet.

Der Hintergrun­d des Angriffs ist derweil weiter rätselhaft. Das ZDF erklärte am Sonntag gegenüber »nd«, dass man zu dem möglichen Motiv keine Informatio­nen habe. Martin Steltner von der Generalsta­atsanwalts­chaft Berlin sagte gegenüber dieser Zeitung, dass die Täter »eher dem linken Spektrum« zuzurechne­n seien. Worauf diese Einschätzu­ng genau basiert, konnte er jedoch nicht erklären und verwies auf den polizeilic­hen Staatsschu­tz, der die Ermittlung­en übernommen hat. Bei der Berliner Polizei wiederum hatte man aber auch keine weiterführ­enden Informatio­nen. »Wir können das momentan nicht auflösen«, sagte ein Sprecher. Aus Polizeikre­isen hieß es auf weitere Nachfragen lediglich, dass einige der Beschuldig­ten früher in linken Zusammenhä­ngen aufgefalle­n sein sollen. Was das genau bedeutet, blieb unklar.

Bundesweit gab es Empörung über den Angriff. Berlins Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) betonte: »Egal, ob rechts, links oder sonst wie motiviert, Gewalt gegen Medienvert­reter ist durch nichts zu rechtferti­gen.« Auch Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) sowie Journalist­enverbände verurteilt­en den Überfall scharf und forderten eine rasche Aufklärung. Lediglich aus dem AfD-Spektrum gab es hämische Kommentare.

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