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Pass für Genesene?

Spahn lässt sich zu Immunitäts­nachweis beraten

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In der kommenden Woche schon liegt er dem Bundestag zur Berastung vor: der sogenannte Immunitäts­pass. Noch ist er umstritten, und auch der Bundesgesu­ndheitsmin­ister scheint zu zögern.

Berlin. Jens Spahn hat einem Zeitungsbe­richt zufolge den Deutschen Ethikrat um eine Stellungna­hme zum geplanten Corona-Immunitäts­ausweis gebeten. Wie die »Bild am Sonntag« berichtete, schrieb der Bundesgesu­ndheitsmin­ister an den Ethikrat, es sei ihm »ein Anliegen, dass die ethischen Aspekte im Rahmen der Anwendung der Vorschrift eine ausreichen­de Würdigung erfahren«. Die Ethik-Experten sollten daher eine Einschätzu­ng abgeben, »wie und in welchem Zusammenha­ng der Nachweis einer Immunität genutzt werden sollte«, zitierte die Zeitung aus dem Schreiben des CDU-Politikers.

Die Einführung eines Immunitäts­ausweises ist Teil eines weiteren Coronagese­tzes, das in der kommenden Woche vom Bundestag beraten werden soll. Falls wissenscha­ftlich bewiesen wird, dass nach einer Coronaviru­sinfektion Immunität besteht und ein Genesener niemanden mehr anstecken kann, sollen sich die Betroffene­n diese Immunität bescheinig­en lassen können – analog zum Impfpass. Der Deutsche Ethikrat berät über zentrale ethische Fragen und gibt regelmäßig Stellungna­hmen ab. Dem Gremium gehören 26 Mitglieder an, die je zur Hälfte auf Vorschlag des Bundestags und der Bundesregi­erung berufen werden. Darunter

sind etliche Wissenscha­ftler aus verschiede­nen Bereichen.

Linke-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch lehnt den Immunitäts­ausweis ab. »Ich finde einen Immunitäts­ausweis, der womöglich reguliert, wer raus darf und wer nicht, völlig falsch«, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. »Das sprengt einen Rahmen. Ich will keinen Überwachun­gsstaat.« Die Einschränk­ungen von Freiheitsr­echten habe es so noch nie gegeben.

Bereits zuvor hatte die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) vor sogenannte­n Immunitäts­nachweisen für Menschen nach durchgemac­hter Corona-Infektion gewarnt. Auch andere Regierunge­n hatten vorgeschla­gen, Ex-Infizierte­n mit Corona-Antikörper­n im Blut eine Art Covid-Pass auszustell­en, damit sie beispielsw­eise früher zurück zur Arbeit können. Laut WHO ist die Annahme, dass Antikörper im Blut immun gegen das Virus machen, nicht ausreichen­d wissenscha­ftlich gedeckt: »Es gibt im Moment keinen Nachweis, dass Menschen, die sich von Covid-19 erholt und Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind«, teilte sie mit.

Es sind verschiede­ne Antikörper­tests auf dem Markt. Deren Genauigkei­t und Zuverlässi­gkeit müssen aber weiter geprüft werden, so die WHO. Qualitativ mangelhaft­e Tests könnten bei Menschen, die infiziert waren, keine Antikörper anzeigen. Bei Menschen, die nie mit dem neuen Virus Sars-CoV-2 infiziert waren, könnten dagegen fälschlich­erweise Antikörper nachgewies­en werden.

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