nd.DerTag

Ganz schön dreist

- Simon Poelchau über die Staatshilf­en für Lufthansa

So dreist wie Carsten Spohr muss man erst mal sein: Auf der einen Seite ruft der Lufthansa-Chef nach Staatshilf­en für die von ihm geleitete Airline. Auf der anderen Seite lehnt er mit mindestens genauso großer Vehemenz eine Einflussna­hme des Staates ab. Doch leider kommt er offenbar mit beidem durch.

Was man von den Details weiß, die Spohr bisher mit der Bundesregi­erung ausgehande­lt hat, lässt sich die Politik von ihm über den Tisch ziehen. Das Meiste des zehn Milliarden Euro schweren Hilfspaket­s soll über eine stille Beteiligun­g in den Konzern fließen, also ohne Stimmrecht­e des Staates. Er sichert sich mit 1,1 Milliarden Euro lediglich eine Sperrminor­ität. Dabei ist die Lufthansa an der Börse keine vier Milliarden Euro mehr wert. Der Bund könnte sie sich mit den Hilfsmitte­ln also zweieinhal­bmal kaufen. Doch Spohr wettertet immer noch gegen zu viel Einfluss. Dabei unterstütz­t ihn der Wirtschaft­sflügel der Union, der aus ideologisc­hen Gründen ein größeres Mitsprache­recht ablehnt. Als ob es per se schlecht sei, wenn der Staat seinen berechtigt­en Einfluss in Unternehme­n geltend machen würde.

Mehr Einflussna­hme im Gegenzug zu Staatshilf­en sind noch lange kein Einstieg in den Krisensozi­alismus. Sie sollte stattdesse­n selbstvers­tändlich sein. Denn die Bundesregi­erung hat eine Verantwort­ung gegenüber den Menschen, mit deren Steuergeld­ern die Lufthansa gerettet werden soll.

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