Mitmenschen? Nein, danke!
Wer petzt und hetzt und andere verpfeift, dem wird die Denunziantenfresse penibel ausgeputzt und eingeseift, desinfiziert mit aller Raffinesse.
Da könnte sich ein Virus sonst draufsetzen und tröpfchenweise andrer Leute Rachen mit Missgunst infizieren, sie aufhetzen,
Partikel für Partikel Neid entfachen.
Bloß, weil mal wer den Abstand kurz vergisst.
Bloß, weil mal wer sagt, er fänd’s zu extrem.
Bloß, weil mal wer Intimität vermisst.
Bloß, weil mal einer fröhlich ist trotzdem.
»Was an einsfuffzich ist denn nicht zu verstehn?«
»Das waren niemals nie zwanzig Sekunden!«
»Von wegen Kernfamilie! Ich zähl zehn!«
»Den See darf jeder einmal nur umrunden.«
Wenn Nachbarn tun, was man gern selber täte, derweil die Liebsten Nerven strapazieren, verschickt per Blockwartapp man das Erspähte, um sich für all den Scheiß zu revanchieren.
Das ist verständlich, ja, und neulich als im Hinterhof so Bauarbeiter grillten, hab ich gehofft, dass wer mit dickem Hals schon petzt, dass andre hier ganz fröhlich chillten.
Ich selbst? Bewahre, nein! Mir wär’s zu plump.
Das überlass ich andren, denn mir schwirrt im Kopf die Weisheit, dass der größte Lump im Land der Denunziant stets bleiben wird.
Zu recht! Als erster zeigt’ ich mit der Hand auf jenen, der da wagt, wen anzuschwärzen.
Ein Virus schleicht um uns. Als Intrigant befällt er Lungen erst und dann die Herzen.
Dabei könnt ja der Quarantäne Lehre uns allen, die wir’s überleben, sein: Kommt uns so mancher Mensch auch in die Quere, lebt sich’s doch besser so, als ganz allein.