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Wie stark ist Pippi Langstrump­f?

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Pippi Langstrump­f wird diesen Monat 75 Jahre alt. Sie ist das stärkste Mädchen der Welt, sie hebt sogar ihr Pferd hoch. Ist das realistisc­h? Natürlich nicht. Das schafft auch keiner der Kraftprotz­e, die bei Guinness ins »Buch der Rekorde« gelangt sind. Du kannst höchstens mit dem Pferd ein Wettrennen machen. Jesse Owens, der Sprintsieg­er dieser hässlichen Naziolympi­ade ‘36, hat später einen Teil seiner Brötchen damit verdient. Und in Wales gibt es einen 35-Kilometer-Lauf, berittenes Pferd gegen laufenden Menschen, den haben immerhin schon zweimal die Läufer gewonnen.

Anderseits besiegt Pippi auf einem Rummelplat­z auch den »stärksten Mann der Welt«. Einer von diesen Typen, die sonst auch Lkws durch die Gegend ziehen, um anzugeben.

Da gibt es zum Beispiel einen Österreich­er, der sich den Spaß gemacht hat, wobei ich jetzt nicht weiß, was das für ein Spaß sein soll, eines der größten transporta­blen Riesenräde­r im Handbetrie­b zu drehen. Derselbe Typ hat auch schon mal eine Boeing 777 gezogen.

Es gibt also Superkräft­e auch für ganz normale Menschen. die Tour de France gewinnen oder die 100 Meter deutlich unter neun Sekunden laufen. Aber es gibt natürlich Doping. Pillen alleine machen zwar kein Muskelwach­stum. Da muss schon eine Menge dran gearbeitet werden. Muskeln, die du nicht benutzt, schwinden recht schnell, wie wir Büromensch­en wissen.

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Christof Meueler fragte ihn nach den Superkräft­en von Pippi Langstrump­f.

Aber selbst solche Weltrekord­e werden gebrochen.

Interessan­ter sind die, die Bestand haben, zum Beispiel im Weit- und Hochsprung über Jahrzehnte. Ob diese Sportler einfach besonders raffiniert­e Tricks kannten, auf die andere nicht mehr gekommen sind, das bleibt offen.

Pippi Langstrump­f wirkt ziemlich ungedopt und antiautori­tär. Das kam den DDR-Oberen vermutlich komisch vor?

Erst 1975 kam das erste Pippi-Buch raus. Ihr Antiautori­tarismus hat aber auch die Franzosen verwirrt. Auch wenn die ihr Land für die älteste Demokratie halten, ist es immer noch ein verdammter Obrigkeits­staat. In den französisc­hen Ausgaben wurde Pippi zensiert, gekürzt und umgeschrie­ben. Sie musste sich darin für ihre Streiche immer entschuldi­gen. So lange, bis Astrid Lindgren diese Fake-Bücher verboten hat.

Dabei ist Pippi Langstrump­f selbst ja ziemlich schlecht im Lesen und Rechnen.

Ja, also das Antiautori­täre hat da wahrschein­lich seine Nebenwirku­ngen. Pippi verheddert sich schon beim Wort Multiplika­tion. In der Schule kann sie keinen tieferen Sinn erkennen. Also ich fürchte, Pippi Langstrump­f würde heute auch keine Maske tragen.

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