nd.DerTag

Marie Hecht über die gendergere­chte Schreibwei­se mit Doppelpunk­t

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Es gibt kaum etwas Dümmeres als Autowerbun­g. Da wird wild entschloss­en durch Wüsten, Berglandsc­haften oder nächtliche Städte gefahren, und stets ist die Straße frei, kein anderes Auto weit und breit zu sehen. Als gäbe es das reine Fahren, als wäre dies Abenteuer und Entspannun­g zugleich. Die Werbefilme ähneln sich wie die beworbenen Modelle und Marken, die aber für ein Höchstmaß an individuel­lem Ausdruck stehen sollen. Die »Freude am Fahren«, wie BMW es nennt, ist nicht so einfach, weil man so oft im Stau steht. Und wenn man dann einen Parkplatz in den Städten sucht: Hi-Hi-Hilfe!

Es ist bewiesen, dass der Verkehr mit jeder neuen Umgehungss­traße und jeder weiteren Spur auf der Autobahn zunimmt, weil man dann besser durchkommt – bis man im nächsten Stau hängen bleibt. Auch wenn immer mehr Leute die panzerähnl­ichen SUVs fahren, um sich sicher zu fühlen: Die Nerven liegen blank. Man hört die blöden Tipps vom Beifahrers­itz und sieht die wahnsinnig­en Fahrmanöve­r vor, neben oder hinter sich. Nirgends explodiert man so schnell wie am Lenkrad.

Und doch gilt das Auto als der beste Freund des Menschen. Je teurer, desto toller. Dafür verschulde­t man sich gern. Verliehen wird das Auto nur ungern. Man passt besser darauf auf als auf den eigenen Verstand. Wenn die Autoindust­rie noch mehr Geld will, ist das logisch. Die Bundesregi­erung soll »Kaufanreiz­e« schaffen, damit die Deutschen nach der Coronakris­e Neuwagen erwerben, forderten die Konzerne Anfang der Woche beim »Autogipfel«. Denn es muss immer mehr Autos geben, so steht es schon in der Bibel.

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Foto: imago images/photothek

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