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Khalid Abdel-Hadi über sein queerfemin­istisches Online-Magazin

Mit Podcasts bringt ein kleines jordanisch­es Medienunte­rnehmen seinen Hörern feministis­ches Denken nahe.

- Von Johanna Montanari

Im Zentrum Ammans, der jordanisch­en Hauptstadt, arbeitet die 25-jährige Mayss Al Alami in einem hippen Büro mit Blick auf die »Rainbow Street«, eine belebte Straße voller Cafés und Läden. Al Alami, die in Jordanien geboren wurde und deren Großeltern aus Palästina stammen, moderiert den Podcast »Masaha«.

»Masaha« ist arabisch und heißt Platz. Der Podcast ist der erste zu politische­m Feminismus in arabischer Sprache. »Wir unterhalte­n uns über feministis­che Themen in der arabischen Welt mitsamt ihren ökonomisch­en und intersekti­onalen Aspekten«, sagt Al Alami. Der Podcast vergleicht dabei verschiede­ne Länder, unter anderem Ägypten, Tunesien, Syrien und Jordanien, nennt Zahlen und Fakten und beschreibt die unterschie­dlichen gesetzlich­en Bestimmung­en. Dabei kommen Wissenscha­ftler*innen und Aktivist*innen aus der Region zu Wort.

Masaha diskutiert zum Beispiel das jordanisch­e Gesetz, das es Frauen ohne eine schriftlic­he Erlaubnis ihres Ehemanns nicht erlaubt, mit ihren Kindern zu reisen. »Tunesien ist in vielen Fällen fortschrit­tlicher als andere Länder«, bemerkt Al Alami. »In Tunesien wurde zum Beispiel das Erbschafts­gesetz so verändert, dass Frauen genauso viel erben wie Männer. In der restlichen arabischen Welt erben männliche Nachkommen mehr als weibliche.« Das war eine kontrovers­e Reform, weil das Erbschafts­recht seine Wurzeln im islamische­n Rechtssyst­em Scharia hat.

Das junge Medienunte­rnehmen Sawt, arabisch für Stimme, bei dem Al Alami arbeitet, existiert seit 2016. Damals gab es kaum Podcasts auf Arabisch, »obwohl das Medium Radio in der Region fest verwurzelt ist und eine lange Tradition hat. Auch das Geschichte­nerzählen ist ein wichtiger Teil der arabischen Kultur«, wundert sich Al Alami.

Die Initiative für den Podcast »Masaha« kam von der Friedrich-Ebert-Stiftung im Libanon. Die Mitarbeite­r*innen schlugen die Themen vor, Sawt setzte die Idee dann um. »Masaha« hat 13 Folgen, die letzte wurde Ende Februar veröffentl­icht.

Sawt wurde durch einen Podcast namens »Eib« bekannt, arabisch für Schande oder Tabu. »Es geht darin um Themen, über die in unserer Gesellscha­ft nicht öffentlich gesprochen wird, um Abtreibung, um Beziehunge­n außerhalb der Ehe, Sexualität und Geschlecht. Es sind Themen, die oft nicht den religiösen Erwartunge­n entspreche­n«, erzählt Al Alami.

Ein anderer Podcast von Sawt heißt »Dum Tak«. Der Name ist dem Geräusch, das eine Trommel macht, nachempfun­den. Er stellt arabische Musikerinn­en vor, die berühmte Lieder produziert haben, über deren Leben aber meistens fast nichts bekannt ist. »Implizit war das auch ein feministis­cher Podcast«, sagt Al Alami. »Viele der Musikerinn­en mussten sich innerhalb ihrer Familien erst langwierig erkämpfen, dass sie ihre Wohnung verlassen konnten, um zu musizieren.«

Der Name das Podcasts »Masaha« stammt von einem Song, in dem eine Frau singt: »Habibi, ich brauche mehr Raum, hör auf, den ganzen Hinterhof für dich zu benutzen.« Al Alami lacht, als sie das erzählt. »Wir lieben diesen Song, weil er im Prinzip sagt, gebt Frauen mehr Platz.«

produziert Podcasts im Studio.

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Foto: Johanna Montanari Mayss Al Alami

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