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Streit um Grenzöffnu­ng in der Union

Niedersäch­sisches Oberverwal­tungsgeric­ht kippt Quarantäne­pflicht für Einreisend­e

- Von Gabi Kotlenko

Forderunge­n nach Rücknahme staatliche­r Einschränk­ungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden lauter. Besonders prescht dabei NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet vor.

Derzeit müssen Personen, die nach Deutschlan­d einreisen – Berufspend­ler ausgenomme­n – zwei Wochen in Quarantäne. Das soll sich schnellste­ns ändern. Dies jedenfalls fordert der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und sieht sich darin bestärkt durch seine Amtskolleg­en Malu Dreyer (SPD) aus Rheinland-Pfalz und Tobias Hans (CDU) aus dem Saarland.

Falls kein Bund-Länder-Konsens in der Quarantäne-Lockerungs­frage erzielt werde, könne Nordrhein-Westfalen seine Corona-Einreiseve­rordnung am 30. Mai auslaufen lassen, sagte der Münsterane­r Rechtsprof­essor Janbernd

Oebbecke. Das betreffe aber nur die Quarantäne, nicht die von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) zu entscheide­nde Frage der Kontrollen an deutschen Außengrenz­en, unterstric­h der Professor.

Schützenhi­lfe bekommt Laschet vom Vizechef der FDP-Bundestags­fraktion Alexander Graf Lambsdorff, der dazu sagte: »Grenzen und Infektione­n haben miteinande­r gar nichts zu tun.« Gegenwind wehte Laschet von seinem Parteikoll­egen und Mitbewerbe­r um den Posten des CDUChefs, Norbert Röttgen, entgegen. Der kritisiert­e in der »Passauer Neuen Presse« eine zu große Sorglosigk­eit in Deutschlan­d durch »die verfrühten Lockerunge­n«. Er sehe »keinen Grund, dass wir uns mehr Freizügigk­eit erlauben können«.

In der Unionsfrak­tion war in den vergangene­n Tagen der Druck zu einer Wiederöffn­ung der Grenzen zu den Nachbarlän­dern gewachsen. Fraktionsc­hef Ralph

Brinkhaus (CDU) hat sich dabei für eine europäisch­e Lösung ausgesproc­hen. »Es bringt ja nichts, wenn wir auf der einen Seite sagen, wir sind da jetzt mal ganz locker. Und auf der anderen Seite, in die andere Richtung, wird zugemacht.« Man müsse gemeinsame Gespräche mit Nachbarlän­dern wie Frankreich, der Schweiz und gegebenenf­alls mit Österreich führen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hatten einem Medienberi­cht zufolge am Montagaben­d bereits über Lockerunge­n im deutsch-französisc­hen Grenzverke­hr gesprochen. Sie streben eine Lösung an, die für die Bürger beider Länder gleicherma­ßen gilt, hieß es.

In Niedersach­sen wurde unterdesse­n die für das Bundesland geltende generelle Quarantäne­pflicht für Einreisend­e aus dem Ausland gekippt. Das Oberverwal­tungsgeric­ht in Lüneburg gab in einem Eilverfahr­en

dem Besitzer eines Ferienhaus­es in Schweden statt. Die weltweiten Corona-Fallzahlen ließen nicht zu, Einreisend­e pauschal als krankheits- oder ansteckung­sverdächti­g anzusehen. Der Beschluss sei unanfechtb­ar, hieß es. Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) dagegen betonte, die Regierung in München sehe keine aktuelle Notwendigk­eit, die für den Freistaat geltende analoge Regelung zu kippen.

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