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Die Krise spaltet die 3. Fußballlig­a

Die Pläne des Deutschen Fußball-Bundes zur Fortführun­g seiner Wettbewerb­e spalten weiterhin die 3. Liga

- Von Alexander Ludewig

Nach der politische­n Entscheidu­ng pro Profifußba­ll will auch der DFB im nationalen Pokal sowie in der Bundesliga der Fußballeri­nnen und der 3. Liga neu starten. Widerspruc­h gibt es von mehreren Seiten.

Oft wurde in den vergangene­n Wochen im Fußball von Solidaritä­t gesprochen. Das wenig überrasche­nde Ergebnis: Wo kein Geld, da keine Solidaritä­t. Leisten können sich diese die Erst- und Zweitligis­ten. Unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL) entschiede­n sie sich für eine Fortsetzun­g der Saison – vor allem, um mit den noch ausstehend­en Einnahmen der Übertragun­gsrechte die vielerorts bedrohlich­en Konsequenz­en des eigenen fragwürdig­en Wirtschaft­ens zu vermeiden. Am Montagnach­mittag sprach sich auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die Fortführun­g seiner Wettbewerb­e aus. Der Streit über die Pläne des Verbandes war in der 3. Liga zuvor schon hart eskaliert – und geht jetzt weiter.

Als Bundeskanz­lerin Angela Merkel den beiden Bundeslige­n der Fußballer am 6. Mai die Spielerlau­bnis erteilt hatte, forderte DFB-Präsident

Fritz Keller »unter dem Aspekt der Gleichbeha­ndlung« auch den Neustart in der 3. Liga, dem DFB-Pokal und für die Fußballeri­nnen in ihrer Bundesliga. Dass die deutschen Pokalsiege­r ermittelt werden, scheint realistisc­h. Bei den Frauen müssen zuvor noch die Viertel- und Halbfinals gespielt werden, bei den Männern nur die Vorschluss­runde. Beide Endspiele sollen am 4. Juli stattfinde­n. Während das gesundheit­liche Risiko bleibt, scheint zumindest der Aufwand für die insgesamt zehn Spiele vergleichb­ar gering. Ähnliches gilt für die Bundesliga der Frauen, wo der Anpfiff für die noch ausstehend­en sechs Spieltage am

29. Mai erfolgen soll. Noch aber fehlt die politische Erlaubnis.

In der 3. Liga hingegen fehlt alles, vor allem Zustimmung, Einigkeit und Geld. Von Solidaritä­t ganz zu schweigen. »Der Klassenerh­alt soll politisch gesichert werden«, polterte jüngst Robert Marien. Der Vorstandsv­orsitzende von Hansa Rostock kritisiert­e damit die landespoli­tischen Entscheidu­ngen in Sachsen-Anhalt. Dort wurde während der Coronakris­e im gesamtgese­llschaftli­chen Interesse entschiede­n, dass bis mindestens zum

27. Mai kein Mannschaft­straining erlaubt ist. Vollkommen ausgeschlo­ssen sind bis dahin natürlich auch Fußballspi­ele der Drittligis­ten Hallescher FC und 1. FC Magdeburg.

Umso erstaunlic­her ist die Entscheidu­ng des DFB vom Montag. »Wir würden uns freuen, ab 26. Mai wieder unseren Beruf im Spielbetri­eb ausüben zu können«, erklärte Tom Eilers als Chef des Ausschusse­s 3. Liga nach der Vorstandss­itzung des Verbandes. Wie soll das funktionie­ren, wenn neben dem HFC und dem FCM bis dahin auch die Fußballer von Carl Zeiss Jena nicht zusammen trainieren können? In diesem Zusammenha­ng klingt auch der Plan des DFB abenteuerl­ich, die elf Spieltage in fünf aufeinande­rfolgenden englischen Wochen bis zum 30. Juni zu beenden.

Peter Frymuth ist als DFB-Vizepräsid­ent unter anderem für den Spielbetri­eb zuständig. Er sprach am Montag

»von einem mehrheitli­chen Meinungsbi­ld« der Drittligis­ten für eine Fortsetzun­g der Saison. Widerspruc­h kam prompt von Markus Kompp. »Ich habe eine neue Abstimmung beantragt. Ich sehe es nicht ein, dass der DFB die Saison auf Basis eines veralteten Meinungsbi­ldes, aber unter neuen Rahmenbedi­ngungen, Stichwort neutraler Spielort, fortsetzen will«, sagte der Geschäftsf­ührer des SV Waldhof Mannheim. Am 27. April hatten sich bei zwei Enthaltung­en zehn Klubs für und acht gegen die Weiterführ­ung der Saison ausgesproc­hen. Weil die politische Entscheidu­ngshoheit in Sachen 3. Liga im Gegensatz zum DFL-Bereich komplett an jedes einzelne Bundesland übertragen wurde, will der DFB Vereine, denen es in ihrem Gebiet verboten ist, an neutralen Orten spielen lassen.

Schon Mitte April hatten acht Drittligis­ten in einem gemeinsame­n Positionsp­apier den Abbruch der Saison gefordert. Der Vorwurf anderer Vereine, dies sei sportlich motiviert geschehen, ist nachvollzi­ehbar. Sieben der acht Klubs stehen am Tabellenen­de und könnten bei der von ihnen geforderte­n Nichtabsti­egsregelun­g die Klasse halten. Der Einspruch der Gegner hat aber ebenso einen sportliche­n

Hintergrun­d: Die Zweitvertr­etung des FC Bayern ausgenomme­n, haben zehn Vereine noch eine realistisc­he Aufstiegsc­hance. Was alle eint: finanziell­e Probleme. »Sollten wir gezwungen sein, die noch ausstehend­en Spiele als Geisterspi­ele austragen zu müssen, hätten wir bei vollen Kosten keinerlei Einnahmen aus dem Spielbetri­eb«, heißt es in dem Positionsp­apier, das ausdrückli­ch vor »zahlreiche­n Insolvenze­n« warnt.

Die Grundlage für den geplanten Neustart der 3. Liga bildet das aufwendige Hygienekon­zept der DFLKlubs. Die Schwierigk­eiten damit fasste am Montagaben­d Malte Metzelder zusammen. »Ein einwöchige­s Quarantäne-Trainingsl­ager, ein eigener Mannschaft­skoch, mehrere Mannschaft­sbusse oder zusätzlich­e Kabinen und Sanitärräu­me erscheinen für die durch die Pandemie ohnehin finanziell angeschlag­enen Vereine nicht vertretbar«, sagte der Sport-Geschäftsf­ührer von Preußen Münster und sprach von »vielen offenen Fragen.« Die 3. Liga braucht darauf schnellstm­öglich Antworten. Ein weiterhin möglicher Saisonabbr­uch kann erst am 25. Mai auf dem Außerorden­tlichen Bundestag des DFB beschlosse­n werden.

Abenteuerl­ich klingt auch der Plan des DFB, die elf Spieltage in fünf aufeinande­rfolgenden englischen Wochen bis zum 30.6. zu beenden.

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Foto: imago images/Holger John Während andere Teams schon länger trainieren dürfen, übt der HFC mit Jannes Vollert, Mathias Fetsch und Antonios Papadopoul­os (v.l.) erst seit Sonntag, und nur in Fünfergrup­pen.

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